11 Tipps für die schlechtesten Blogger Relations aller Zeiten

 

Hier sind 11 Tipps, wie Sie die denkbar schlechtesten Blogger Relations aller Zeiten hinbekommen. Lernen Sie von den Meistern ihres Fachs, die es schaffen, wirklich jede einzelne dieser Bedingungen zu erfüllen.

Eigentlich ist es gar nicht so schwierig, es sich mit einem Blogger* gründlich und dauerhaft zu verderben. Denn Blogger sind meistens kritisch, legen Wert auf ihre Unabhängigkeit und erwarten von denen, die Kontakt mit ihnen aufnehmen, ein Mindestmaß an Medienkompetenz. Sie lassen sich so leicht nichts gefallen und verfügen über eine scharfe Waffe: das Wort.

Umso erstaunlicher ist, dass sehr viele Unternehmen und Agenturen offensichtlich alles daransetzen, ihren an Blogbetreiber gesandten Mailspam (und anders kann man diese bedauerlichen Versuche, Veröffentlichungen zu erwirken, leider oft nicht nennen) möglichst so zu schreiben und zu gestalten, dass der Adressat sich richtig ärgert.

Das Folgende beruht auf zahlreichen Erfahrungen und beschreibt keinen Einzelfall. Falls Sie sich also wiederzuerkennen glauben, seien Sie sicher, dass vor und nach Ihrer Mail Dutzende ebensolche in meinem Briefkasten gelandet sind. Lesen Sie also lieber weiter, damit Sie die Chance haben, es künftig anders zu machen.

1. Wählen Sie ein wirklich irreführendes Betreff!

Das kann gerne aussehen wie eine Angebotsanfrage. Oder wie eine Bitte um Rat. Oder in irgendeiner anderen Weise irreführend, so dass der Empfänger oder die Empfängerin die E-Mail aufgrund falscher Erwartungen öffnet.

2. Fügen Sie möglichst viele Anhänge hinzu!

Besonders günstig sind große Dateien und Bilder. Die wahren Könner fügen ihre Bilder sogar in Word-Dokumente ein, falls sonst nicht die nötige Dateigröße erreicht wird. Unter acht bis zehn Anhängen geht gar nichts. Davon müssen mindestens drei „Unbenannte Anlage“ heißen (siehe Punkt 2). Ideal sind auch ein, zwei Attachments, die mit keinem bekannten Programm zu öffnen sind. Und ganz wichtig: Die Bezeichnung der einzelnen Dateien sollte nur aus Abkürzungen und Zahlen bestehen.

3. Bauen Sie bloß keine Kontakte zu Bloggern auf!

Schreiben Sie am besten nur solche Blogger an, die noch nie von Ihnen gehört haben und mit denen Sie auch ansonsten nicht vernetzt sind. Verlangen Sie direkt eine ausführliche Veröffentlichung. Damit erscheinen Sie selbstbewusst, und das imponiert. Ganz wichtig ist deswegen auch, dass Sie in der Anrede den Namen falsch schreiben sowie Frauen mit „Herr“ anreden – und umgekehrt. Oder lassen Sie so etwas Überflüssiges gleich ganz weg. (Beispiel: Schreiben Sie an mich „Sehr geehrter Dr. Kersten Hofmann“.)

4. Behandeln Sie Blogs wie Presseportale!

… und wählen Sie dabei den bestmöglichen Verlautbarungsstil. Erklären Sie gleich mit, warum die Veröffentlichung unbedingt sofort stattfinden muss, und erläutern Sie die verbindlichen Rahmenbedingungen. Dazu gehören auch die Angabe, in welcher Bildgröße die angefügten Dateien zu erscheinen haben und der Hinweis, dass keine andere als die vorgegebene Überschrift gewählt werden darf. Selbstverständlich muss der Blogger auch Ihr Werbebanner einbinden, wenn er schon Ihr Material verwenden darf.

5. Kehren Sie den Nutzen heraus!

… und zwar Ihren eigenen! Erwähnen Sie bloß nicht, was es dem Blogger bringen könnte, über Sie zu berichten oder mit Ihnen Kontakt aufzunehmen. Er könnte sich sonst beeinflusst fühlen. Sagen Sie aber ruhig, wie dankbar er sein kann, dass Sie ihm die PR-Texte kostenlos zur Verfügung stellen.

6. Überschätzen Sie nicht die Intelligenz Ihres Gegenübers!

Schmeicheln dürfen Sie ihm wiederum gerne. Denn der Blogger möchte hören, dass er zu einem exklusiven Kreis von wenigen, elitären Bloggern gehört, die eigens ausgewählt wurden, Ihr kommerzielles Projekt kostenlos und honorarfrei mit seinem Blog zu unterstützen. Da kann er gar nicht nein sagen. Schließlich will er hinter seinen Kollegen nicht zurückstehen. Sie können gar nicht dick genug auftragen, um ihn in Ihrem Sinne zu beeinflussen. Ihre wahre Absicht merkt er garantiert nicht.

7. Bieten Sie Sonderleistungen!

Beispielsweise könnten Sie dem Blogger schreiben, dass Sie eigens eine Seite eingerichtet haben, die vorab nur für ihn und seinesgleichen zugänglich ist und auf der er live mitzählen kann, wie viele Sekunden es noch bis zum Launch Ihres Produktes sind. Also etwas, wovon er selbst so richtig was hat! – Eventuell bauen sie den Hinweis auf eine kleine Verlosung ein. Der Gewinn sollte schon wirklich attraktiv sein; beispielsweise Ihr vorvorletztes eBook im Wert von 3,95 Euro.

8. Deuten Sie eine dauerhafte Zusammenarbeit an!

Versprechen Sie dem Blogger, dass Sie ihn, wenn jetzt alles gut läuft, in Zukunft dauerhaft mit interessantem Content versorgen werden, der prima in sein Blog passt, und dass Sie dafür im Gegenzug nur einen Deep Link zu einer Seite Ihrer Wahl verlangen. Plus natürlich jeweils einer Kurzdarstellung Ihres Unternehmens, aber das ist ja wohl sowieso selbstverständlich.

9. Nur kein Abmeldelink!

Wenn Sie regelmäßig Mitteilungen an Blogger schreiben, machen Sie es ihnen bloß nicht einfach, diese abzubestellen. Vielleicht tun sie das sonst versehentlich und bereuen es hinterher. Haben Sie schon mal daran gedacht, Ihre Mitteilungen von einer no-reply-Adresse aus zu versenden?

10. Fassen Sie unbedingt telefonisch nach!

Wenn ein paar Stunden nach Ihrer Aussendung noch nichts erschienen ist, rufen Sie den Blogger unbedingt direkt an. Die meisten Blogger schreiben ihr Blog ja nebenberuflich. Deswegen kann man davon ausgehen, dass sie nicht ausgelastet sind und sich über jedes Telefonat freuen, das ihnen die einsame Freizeit vor ihrem Computer etwas versüßt.

11. Fragen Sie bloß keinen Profi!

Vorsicht, das Web ist voll von hilfreichen Artikeln über gute Blogger Relations. Es gibt Bücher dazu. Es gibt Profis, die sich damit auskennen. Tun Sie alles, um diesen Verlockungen nicht zu erliegen. Sie verlieren sonst Ihre bezaubernde Authentizität und überzeugende Spontaneität.

*Bloggerinnen sind selbstverständlich mit gemeint.

Dr. Kerstin Hoffmann