Svenja Hofert: „Transparenz kommt an“
Interview mit der Karriereberaterin und Autorin
Frage: In Ihren Blogs teilen Sie seit 2006 beziehungsweise 2014 wertvolles Wissen mit Ihren Lesern. Wie motivieren Sie sich selbst über einen so langen Zeitraum, immer wieder etwas zu publizieren, und wie finden Sie immer neue Themen?
Svenja Hofert: Ich verändere mich und die Themen in einem gewissen Rahmen immer wieder, weil ich mich schnell langweile. Deshalb lerne und lese ich viel. Ich verändere auch meine Kundengruppen immer wieder. Dadurch bekomme ich ständig neue Impulse, die ich dann in den Blogs aufbereite und teile. Weil ich mich selbst so stark verändere, habe ich keine Angst, dass mir das jemand nachmachen könnte. In dem Moment, indem ich ein Thema eingeführt habe, bin ich schon beim nächsten. Dafür bin ich bekannt, in den letzten Jahren eher als Influencerin als – wie früher – für den breiten Massenmarkt, und das ist auch so gewollt.
Über diese Interviewreihe
„Verschenke, was du weißt – um zu verkaufen, was du kannst!“ Das ist die Kernaussage meines Buchs und meiner Methode PRINZIP KOSTENLOS. Für die Praxisbeispiele in der Neuauflage habe ich insgesamt zwölf bekannte Wissensteiler selbst zu Wort kommen lassen. Die Befragten beschreiben, was sie antreibt, was bei ihnen gut funktioniert und auf welche Weise sie so erfolgreich geworden sind. Sie berichten von ihrer Positionierung, von persönlichen Erfahrungen, vom Umgang mit Wettbewerbern und Netzwerkpartnern. Diese Interviews erscheinen nach und nach hier im PR-Doktor.
„Prinzip kostenlos. Wissen verschenken – Aufmerksamkeit steigern – Kunden gewinnen“, Neuauflage August 2017, 266 Seiten, Hardcover, ISBN: 978-3-527-50908-9, Wiley-VCH, Weinheim
Frage: Wie hat sich Ihr Kommunikationsmix in den vergangenen fünf Jahren verändert – und wie steht das im Zusammenhang mit der Weiterentwicklung Ihres professionellen Angebots?
Svenja Hofert: Ich bin intuitiv und weiß einfach, wo Trends sich hin entwickeln. Ich denke es kommt durch meine vielen Einflussquellen. Ein wichtiges Ziel war für mich, selbst mehr in der Strategie zu arbeiten, weil ich das kann und weil ich mir dadurch Freiräume schaffe. Ich baue auch gerne andere auf: angestellte Mitarbeiter und auch Freie. Meine Strategie ist vor allem darauf ausgerichtet, Angebote skalierbarer zu machen. In diesem Zusammenhang habe ich vor einigen Jahren mit Teamworks GTQ GmbH zum zweiten Mal eine Teamgründung gewagt, und dieses Mal hat es auch geklappt, weil ich aus Fehlern gelernt habe. Der Geschäftspartner muss die eigenen Stärken ergänzen, man muss sich bedingungslos respektieren.
So bin ich die „Außenministerin“, und mein Kollege kümmert sich ums Innere. Durch Mitarbeiter und Ausbildungen können wir wachsen. Auch hier gilt das Prinzip kostenlos. Wir bauen Leute auf, die wir gut finden, schenken ihnen unser Wissen und Tools. Andere fordern für sowas Lizenzgebühren. So habe ich einen Stärken-Navigator entwickelt, den jeder verwenden kann und im Internet auch kostenlos absolvieren. Es gibt ein „AgilMosaik“, Wertekarten, Poster und und und. Die Begeisterung dafür ist mir mehr wert als die Lizenzgebühr. Ich glaube, am Ende bringt uns das weiter. Vor allem habe ich ein gutes Gefühl, denn jch mag diese Abzocke nicht, die andere betreiben. Integrität mit unternehmerischem Denken zu verbinden ist mir wichtig.
Frage: In welchen Social Networks sind Sie besonders aktiv?
Svenja Hofert: Ich habe Instagram dazugenommen und Whatsapp, aber ich betreibe es immer weniger professionell. Ich lege mehr Wert auf sehr guten Content, so haben wir einige Wikipedia-Verlinkungen bekommen. Ehrlich gesagt, das bringt mehr. Persönlich mag ich Twitter am meisten, das liegt daran, dass ich eher informationsorientiert bin, bei Facebook ist mir einfach zu viel Selbstdarstellung und oft Postings ohne wirklichen Inhalt.
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Frage: Welche Rolle spielen multimediale Formen für Sie, beispielsweise Videos, Podcasts, Webinare?
Svenja Hofert: Mit Videos experimentiere ich seit einiger Zeit. Das ist ein Lernfeld. Ich lerne vor allem, dass das ähnlich wie ein Blog nicht perfekt sein muss, sondern sich ruhig evolutionär entwickeln darf. Dieser Gedanke fiel mir beim Video schwerer als bei anderen Themen. Viele Marketer meinen, dass man das Textniveau dann auch auf andere Medien übertragen muss. Ich dagegen bin von der Experimentierkultur überzeugt. Ich setze auf dauernde Optimierung anstatt darauf, etwas von Anfang an gut zu machen. Webinare sind ein ähnliches Thema. Die waren am Anfang nicht besonders gut, aber inzwischen werde ich dafür sehr gelobt – besonders für meine dichten Inhalte und mein 30-Minuten-Format.
Ich orientiere mich auch nie an anderen, sondern ich schreite selbstlernend voran. Das war immer mein Prinzip und ist es auch bei diesen neuen Formaten. Dann ist es im Webinar eben mal dunkel oder das Handy hat geklingelt – es bringt mich nicht um und die Teilnehmer auch nicht. Aber jedes Mal habe ich dazu gelernt: Aha, du musst das Handy wegpacken. Aha, mach das Licht an. Undsoweiter. So werden die Webinare, die natürlich auch kostenlos sind, immer besser. Ich habe auch gelernt, die Werbebotschaften auszuklammern und in optionale zehn Minuten ans Ende zu verlagern. Da sage ich immer: „Wer jetzt noch Lust hat, kann dabeibleiben, wenn ich unsere Ausbildung vorstelle.“ Und siehe da: Acht von zehn bleiben dran. Die Transparenz kommt an.
Frage: Was ist Ihre Ausrichtung, Ihre Zielsetzung im Web und in sozialen Netzwerken?
Svenja Hofert: Eben auf Ziele zu verzichten. Ich kenne den großen Bogen, das reicht mir. Alles, was ich erreicht habe, habe ich meiner Neugier zu verdanken. Diese hat mir gesagt, geh dahin, ohne daraus ein Ziel zu machen. Ich habe mir dann aber immer gut überlegt, was es bedeutet dahin zu gehen. Visionen gab es also. Aber keine Ziele. Mein Kollege ist da ganz anders, aber er sieht, dass meine Vorgehensweise funktioniert.
Frage: Sie sind regelmäßige Kolumnistin für das Online-Magazin KarriereSpiegel, und das ebenfalls seit vielen Jahren. Bringt Ihnen das Aufträge?
Svenja Hofert: Einige Jahre war es sicher extrem hilfreich. Viele kennen mich daher. Man schreibt mir dadurch auch Kompetenz zu. Es unterstreicht ein Image, aber es verhindert auch Aufträge. Durch die Präsenz dort, komme ich weniger in konkurrierende Medien. Die sehen mich dann als „Frau Spiegel Online“.
Aber am Ende lege ich inzwischen mehr Wert darauf, richtig guten Content in meinen eigenen Medien zu publizieren. Das ist dann auch mehr meine Marke. Ich kann da auch etwas komplexer werden und noch querer denken. Da ich jede Werbung ablehne, sind mir Klicks völlig egal. Das macht auch frei.
Svenja Hofert hat in den letzten 20 Jahren mehr als 35 Bücher geschrieben, darunter einige Bestseller und Standardwerke. Sie hat mehrere Firmen aufgebaut, darunter ihre Karriereberatung Karriere & Entwicklung. Mit Thorsten Visbal führt sie das Weiterbildungsinstitut Teamworks GTQ GmbH. Immer spielte bei ihrer Aufbauarbeit der „Content“ eine zentrale Rolle. Heute bildet Hofert in erster Linie Coachs, Berater und Führungskräfte aus. www.svenja-hofert.de
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„Am Ende lege ich inzwischen mehr Wert darauf, richtig guten Content in meinen eigenen Medien zu publizieren“ – danke für diese klare Aussage, die meine eigene Einschätzung bestätigt. Guter Content first, Social Media second (aber nicht last)!