“Ich musste lernen, in welcher Dosis ich Wissen weitergebe“
Interview mit der Unternehmensberaterin Nadja Lüders
Frage: Sie beraten Spielzeughersteller darin, gesetzliche Vorgaben wie die CE-Richtlinien einzuhalten und helfen dabei, die Produktion nachhaltig zu gestalten. Das sind ja nun wirklich keine Publikumsthemen, und die Zielgruppe ist wahrscheinlich relativ klein, oder? Wie sind Sie auf die Idee gekommen, darüber zu bloggen und sich zu diesem Thema in sozialen Netzwerken zu engagieren?
Nadja Lüders: Mein Beratungsgebiet ist definitiv eine Nische. Darum muss ich mich beständig weiterbilden und meine Expertise erweitern, um der kleinen Zielgruppe viel Mehrwert bieten zu können. Die Spielzeugherstellung liegt mir sehr am Herzen.
Auf Facebook und bei DaWanda habe ich viele „Hilflose“ kennengelernt und daher 2012 den Verein „Wir machen Spielzeug e.V.“ gegründet der Klein(st)hersteller unterstützt. Wir sind über 250 Spielzeug-Manufakturen im Verbund. Zuerst habe ich vor allem rund um den Verein auf das Thema aufmerksam gemacht als reines Ehrenamt. Dann habe ich eine Ausbildung zur Spielzeugsicherheitsfachkraft gemacht, um die Mitglieder besser unterstützen zu können. Daraus hat sich meine Profession entwickelt. Auf die Idee, Beraterin in diesem Bereich zu werden, wäre ich ohne mein Engagement für den Verein und den Austausch im Web nicht gekommen.
Über diese Interviewreihe
„Verschenke, was du weißt – um zu verkaufen, was du kannst!“ Das ist die Kernaussage meines Buchs und meiner Methode PRINZIP KOSTENLOS. Für die Praxisbeispiele in der Neuauflage habe ich insgesamt zwölf bekannte Wissensteiler selbst zu Wort kommen lassen. Die Befragten beschreiben, was sie antreibt, was bei ihnen gut funktioniert und auf welche Weise sie so erfolgreich geworden sind. Sie berichten von ihrer Positionierung, von persönlichen Erfahrungen, vom Umgang mit Wettbewerbern und Netzwerkpartnern. Diese Interviews erscheinen nach und nach hier im PR-Doktor.
„Prinzip kostenlos. Wissen verschenken – Aufmerksamkeit steigern – Kunden gewinnen“, Neuauflage August 2017, 266 Seiten, Hardcover, ISBN: 978-3-527-50908-9, Wiley-VCH, Weinheim
Frage: Wenn Sie Ihr Wissen ehrenamtlich so großzügig teilen, wo ziehen Sie denn da die Grenze zur kostenpflichtigen Tätigkeit?
Nadja Lüders: Meine Bereitschaft, mein Wissen kostenlos preiszugeben hat mir selbst sehr viel in meiner persönlichen und beruflichen Entwicklung geholfen. Offenheit ist Nachhaltigkeit. Den Energieerhaltungssatz kann man meiner Meinung nach auch auf die Wissensweitergabe anwenden: Wissen kommt in irgendeiner Form wieder in gleichem Maße zu einem zurück.
Natürlich musste ich mit der Zeit lernen, in welcher Dosis ich mein Wissen weitergebe, um auch noch etwas zu verkaufen zu haben. Mein Wissen ist ja kein Geheimnis, es beruht auf Gesetzen und Normen, die jeder nachlesen kann. Ich übersetze diese in leicht verdauliche Portionen und bündle Informationen aus vielen Quellen an einem Ort. In meiner Beratung gibt es dann die Hilfe bei der Umsetzung, das Mutmachen und Motivieren und die Struktur.
Frage: Welche sozialen Netzwerke nutzen Sie besonders aktiv – und wie?
Nadja Lüders: Besonders aktiv bin ich auf Facebook, vor allem in Gruppen für Spielzeug-Kleinhersteller und Entrepreneure. Hier habe ich Kontakt zu Spielzeug-Manufakturen und kann deren Fragen und Probleme scannen. Das ist wichtig für meine Beratungsinhalte. Zudem helfen mir die Gruppen bei eigenen Fragen zur Selbstständigkeit. Ich finde den Wissensaustausch enorm. Ich gebe viel von meinem Wissen weiter, erhalte aber auch sehr viel Inspiration und Informationen zurück.
Auf meiner Facebook-Fanpage informiere ich über aktuelle Themen, beantworte häufig gestellte Fragen und gebe CE-Tipps. Ich nutze die Fanpage aber auch, um meine Blogbeiträge zu verbreiten. Die Interaktion ist mir dort nicht so wichtig. Ich möchte kurz und knackig informieren und nicht „labern“.
In den Facebook-Gruppen beantworte ich Fragen. Es gibt in meinem Bereich nicht viele Experten, die sich in Social Media tummeln. So baue ich meinen Expertenstatus aus und vergrößere meine Reichweite. Über die Gruppen akquiriere ich vor allem Mitglieder für den Verein, indem ich auf seine Arbeit und Inhalte aufmerksam mache. Der Verein wiederum hat eine geheime Facebook-Gruppe zum aktiven Mitgliederaustausch. Er ist quasi ein Online-Verein.
Bei XING vernetze ich mich vor allem mit Messekontakten und anderen Dienstleistern wie Prüfinstituten, mit denen ich zusammenarbeite. Über XING-Gruppen habe ich auch schon hilfreiche Kontakte geschlossen. Von XING geht der Sprung ins persönliche Treffen wesentlich schneller als via Facebook.
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Frage: … und Ihre eigene Wissensplattform?
Nadja Lüders: Auf meinem Blog schreibe ich ausführlicher und spezifischer, dafür nicht so häufig. Fundierte verständlich geschriebene Beiträge mit Quellen sind mir wichtig. So baue ich nicht nur meinen Expertenstatus aus, sondern sorge auch für ein gutes Google-Ranking. Dann werde ich auch von Kunden gefunden, die nicht in Social Media aktiv sind. Über meinen Blog präsentiere ich mich eher etablierten Spielzeugherstellern und Startups, die für meine Beratungsleistung ein Budget einplanen. Über den Verein präsentiere ich mich Kleinherstellern und auch Behörden und Verbänden. Als Beraterin ist die Zusammenarbeit mit diesen schwieriger als als Vorstand eines Vereins.
Zudem entwickle ich gerade einen betreuten Onlinekurs für kleine Gruppen. Das Angebot ist vor allem für die Mitglieder meines Vereins gedacht, die eher Zeit als Budget haben, aber Anleitung und Struktur brauchen. Für meine größeren Beratungskunden kann ich den Onlinekurs als Beratungsdokumentation nutzen und als Inhouse-Schulungsprogramm anbieten.
Nadja Lüders berät Kleinhersteller, Startups, Sozialwerkstätten und traditionell handwerkliche Spielzeughersteller bei der Herstellung von Spielzeug. Ihr Schwerpunkt liegt auf Spielzeugsicherheit und nachhaltiger Herstellung mit einer transparenten Lieferkette. Seit 2012 ist sie Vorstand des Vereins „Wir machen Spielzeug e.V“, einer Art Berufsverband für Spielzeugmanufakturen. www.cefuerspielzeug.de
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