Thomas Schwenke: „Gute Inhalte profitieren voneinander“

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Interview mit dem Rechtsanwalt, Autor, Blogger und Podcaster

Dr. Thomas Schwenke (rechts im Bild) und Pombel, der Jura-Pinguin. (Foto: Nils Wim Wiemers)

Frage: Neben der eigentlichen Arbeit als Rechtsanwalt in eigener Kanzlei schreiben Sie ein Blog, verfassen häufig recht ausführliche Fachbeiträge und juristische Einschätzungen auf Facebook, zudem Podcasts, lustige Videos auf Snapchat, ein Vortrag nach dem anderen – und dann haben Sie vor Kurzem auch noch nebenher promoviert! Wie schaffen Sie das bloß alles? Schlafen Sie überhaupt mal? Haben Sie je Freizeit?

Thomas Schwenke: Mitunter ist mein Terminplan wirklich recht voll, aber diese Tätigkeiten bereiten mir ja viel Freude. Meine Frau passt auch auf, dass der Schlaf und die Freizeit nicht zu kurz kommen. Viele der Aktivitäten helfen mir in der Praxis als Anwalt. Wenn ich zum Beispiel im Rahmen des Rechtsbelehrung-Podcasts die Linkhaftung oder Chat Bots und im Rahmen der Promotion Augmented Reality behandle, bilde ich mich zugleich selbst fort. Andersherum führen Recherchen zu laufenden Fällen zu Beiträgen, besonders wenn ich denke dass sich viele Unternehmer da draußen die gleichen Fragen stellen oder Gefahr laufen, in ähnliche Fallen zu geraten. Das heißt, meine Tätigkeit als Anwalt und meine Publikationen gehen oft Hand in Hand.

Frage: Sie bloggen seit 2007. Wie schnell hat sich das seinerzeit ausgezahlt, und wie hat es sich in den vergangenen fünf Jahren weiterentwickelt?

Thomas Schwenke: Es hat sich sehr schnell ausgezahlt. Zum einen lernte ich so komplizierte Sachverhalte verständlich zu vermitteln. Dadurch steigerte sich meine Reputation erheblich, was wiederum zum Buchvertrag, Vortragsanfragen oder TV-Interviews führte. So konnte ich innerhalb von zirka drei Jahren das Umsatzniveau einer regulären Kanzlei erreichen, ohne jemals klassische Kanzleiwerbung, wie zum Beispiel Zeitungsanzeigen, eingesetzt zu haben. In den letzten Jahren veröffentliche ich auch andernorts Gastbeiträge, um neue Zielgruppen zu erschließen. Für kurze Anmerkungen nutze ich nur noch soziale Plattformen. Diese Kombination hat sich bewährt, so dass meine Bekanntheit anstieg, ohne dass die Zahl der Besucher des Blogs abgenommen hat.


Über diese Interviewreihe

„Verschenke, was du weißt – um zu verkaufen, was du kannst!“ Das ist die Kernaussage meines Buchs und meiner Methode PRINZIP KOSTENLOS. Für die Praxisbeispiele in der Neuauflage habe ich insgesamt zwölf bekannte Wissensteiler selbst zu Wort kommen lassen. Die Befragten beschreiben, was sie antreibt, was bei ihnen gut funktioniert und auf welche Weise sie so erfolgreich geworden sind. Sie berichten von ihrer Positionierung, von persönlichen Erfahrungen, vom Umgang mit Wettbewerbern und Netzwerkpartnern. Diese Interviews erscheinen nach und nach hier im PR-Doktor.

„Prinzip kostenlos. Wissen verschenken – Aufmerksamkeit steigern – Kunden gewinnen“, Neuauflage August 2017, 266 Seiten, Hardcover, ISBN: 978-3-527-50908-9, Wiley-VCH, Weinheim


Frage: Auf welchen Plattformen sind Sie denn unterwegs und in welcher Frequenz?

Thomas Schwenke: Am häufigsten nutze ich meine Facebook-Seite, wo ich mehrmals in der Woche Beiträge veröffentliche. Twitter ist dank der Reduktion und Konzentration von Inhalten meine Informationsquelle Nummer eins, die ich oft mehrmals täglich aufsuche. Die Frequenz gilt auch für die private Nutzung von Facebook und Instagram oder Snapchat. Netzwerke wie Xing und LinkedIn nutze ich dagegen nur alle paar Tage und hauptsächlich zur Kontaktpflege – diese Bereiche werden durch mein Sekretariat betreut.

Frage: Snapchat nutzen Sie seit Anfang 2016. Ist das nicht gerade für einen Rechtsanwalt sehr ungewöhnlich, wird vielleicht von manchen sogar als unseriös empfunden? Welche Zielgruppen erreichen Sie damit, und was bringt es Ihnen?

Thomas Schwenke: Snapchat wollte ich zuerst nur für berufliche Zwecke austesten. Da ich jedoch sehr gerne Neues ausprobiere und mich gerne kreativ betätige, war ich sofort begeistert. Zugleich fand ich dort neue Follower, die bei mir mit geschätztem Durchschnittsalter von zirka 27 Jahren etwas über dem Plattformschnitt liegen dürften. Ebenso habe ich neue Mandanten gewonnen, die mich so direkter und persönlicher kennenlernen konnten. Insoweit ist Snapchat für mich das, was für andere Rechtsanwälte das Golfen oder andere Hobbys sein dürften.

Frage: Wie strategisch und langfristig planen Sie Ihr eigenes Content-Marketing?

Thomas Schwenke: Bis auf längere Whitepaper, die ich etwa einen Monat im Voraus plane, habe ich keinen festen Redaktionsplan. Zum einen kommuniziere ich von mir aus gerne spontan, so dass ich keiner Motivation bedarf. Des Weiteren passiert im Recht so viel, dass sich fast jeden Tag neue Inhalte ergeben. Publikationen für Fachzeitschriften und andere Plattformen werden zumeist mit einer Vorlaufzeit von zwei bis drei Monaten geplant. Hier gibt es eine Warteliste, denn ich muss auch immer genug Raum für Mandanten und Notfälle haben.


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Frage: Haben Sie nie Bedenken gehabt, so viele hochwertige Inhalte im Netz zu teilen? Haben Sie manchmal Angst vor Ideenklau durch Mitbewerber?

Thomas Schwenke: Kein bisschen. Über die letzten zehn Jahre habe ich mich über so etwa noch nie ärgern müssen. Das faktische Wissen ist nicht einzigartig, und nur dessen individuelle Aufarbeitung kann potenzielle Mandanten überzeugen. Zudem sehe ich es als eine Art von Geben und Nehmen. Gute Inhalte profitieren voneinander und ich kenne auch niemanden in meinem beruflichen Umfeld, der dies ausnutzen würde.

Frage: Bekommen Sie häufig Anfragen von Menschen, die Sie im Web gefunden haben und nun darüber hinaus kostenlosen, individuellen Rat wollen? Wenn ja: Wie gehen Sie damit um?

Thomas Schwenke: Das ist ein sehr schwieriges Thema. Ich verstehe, dass man natürlich lieber erst einmal kurz anfragt als gleich einen Anwalt zu beauftragen. In den meisten Fällen erfordert jedoch auch eine „kurze Antwort“ eine längere Recherche, und ich hafte für die Antwort. Ich bemühe mich, die am meisten gestellten Fragen im Blog aufzugreifen, habe ein Zeitbudget, um Studenten zu helfen, und gebe Sonderkonditionen für gemeinnützige Organisationen. Kostenlose Beratung lehne ich jedoch grundsätzlich ab, auch wenn die Anfragen oft sehr kreativ und nett sind.

Frage: Wie persönlich oder sogar privat sind Sie im Netz? Verläuft für Sie irgendwo eine Grenze?

Thomas Schwenke: Was wirklich rein privat ist, bleibt offline. Darüber hinaus bestimme ich mit Wahl der Sprache und der Art mich zu präsentieren, ob ein Profil privat oder beruflich ist. Das wird nach meiner Erfahrung von den Nutzern respektiert. So wahre ich auf meiner Facebook-Seite eine berufliche Distanz, bemühe mich aber, nicht zu verschlossen zu sein. Dagegen kann ich im privaten Profil auch mal direkter sein, und teile auch gerne mal ein Urlaubsfoto. Wirklich persönlich bin ich aber nirgends im Netz – vielleicht auch, weil mein Privatleben eher ruhig verläuft und für die Aufmerksamkeitsspanne im Netz wahrscheinlich zu langweilig ist. ;)


Dr. Thomas Schwenke, LL.M. (Auckland), Dipl.FinWirt (FH), ist Rechtsanwalt in Berlin, berät international Unternehmen sowie Agenturen im Marketingrecht und Vertragsrecht, ist zertifizierter Datenschutzbeauftragter sowie Referent, Blogger, Podcaster und Buchautor. www.drschwenke.de


Dr. Kerstin Hoffmann
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