Bloggender Chefarzt: „Nicht versuchen, einen Fisch mit einem Schokoriegel zu locken“

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Interview mit dem Mediziner Dr. Gernot Langs

Frage: Ein bloggender Mediziner, erst recht ein bloggender Chefarzt: Das ist in Deutschland immer noch die Ausnahme. Auch in sozialen Netzwerken sind Klinikärzte ebenso wie Praxisinhaber eher unterrepräsentiert. Haben Sie eine Idee, woran das liegen könnte?

Gernot Langs: Viele werden eine Scheu davor haben, sich auf diesem Weg zu exponieren. Bloggen ist ja etwas sehr Persönliches: Es geht um Meinung, nicht (nur) um sachliche Inhalte. Ich höre auch immer mal wieder, dass sich Kollegen im Umgang mit sozialen Netzwerken nicht sicher genug zu fühlen und sich scheuen, hier Neues auszuprobieren. Auch der Zeitfaktor spielt eine Rolle. Bloggen klingt zwar leicht, ist aber ohne professionelle Unterstützung durch erfahrene Blogger oder Redakteure kaum gut „nebenher“ hinzubekommen.

Frage: Wann haben Sie mit dem Bloggen begonnen und warum?

Gernot Langs: Ende 2016 habe ich angefangen, selbst zu bloggen. Das unkomplizierte Format, die Direktheit und die meinungsbildende Funktion von Blogs hat mich schon lange vorher begeistert. Ich lese gern Blogs, mag Diskussionen und nehme selbst gern Stellung zu Themen.


Über diese Interviewreihe

„Verschenke, was du weißt – um zu verkaufen, was du kannst!“ Das ist die Kernaussage meines Buchs und meiner Methode PRINZIP KOSTENLOS. Für die Praxisbeispiele in der Neuauflage habe ich insgesamt zwölf bekannte Wissensteiler selbst zu Wort kommen lassen. Die Befragten beschreiben, was sie antreibt, was bei ihnen gut funktioniert und auf welche Weise sie so erfolgreich geworden sind. Sie berichten von ihrer Positionierung, von persönlichen Erfahrungen, vom Umgang mit Wettbewerbern und Netzwerkpartnern. Diese Interviews erscheinen nach und nach hier im PR-Doktor.

„Prinzip kostenlos. Wissen verschenken – Aufmerksamkeit steigern – Kunden gewinnen“, Neuauflage August 2017, 266 Seiten, Hardcover, ISBN: 978-3-527-50908-9, Wiley-VCH, Weinheim


Frage: Mit „Psychosomatik online“ richten Sie sich ausdrücklich an andere Experten. Welche Kommunikations- und strategischen Ziele erreichen Sie damit? Welchen Stellenwert nimmt das Blog im gesamten Kommunikationsmix der Schön Klinik Gruppe ein?

Gernot Langs: Es gab bislang kein vergleichbares Kommunikationsmedium, das einen ähnlich fachspezifischen und zugleich unkomplizierten, aktiven Wissenstransfer ermöglicht. Unser Ziel ist es, eine lebendige Expertencommunity zu etablieren, die auf „Psychosomatik online“ miteinander – auch kontrovers – diskutiert und sich über berufliche oder berufsnahe Themen austauscht. Der manchmal hemdsärmelige Ton und die einfachen Zugangswege sind absolut gewollt, und das Blogformat ist dafür ideal. Wir möchten ein für alle Seiten starkes Netzwerk aufbauen und nicht zuletzt neue Zuweiser gewinnen.

Das Blog ist dabei eine logische Fortführung unserer Online-Strategie. Ein professionell aufgestelltes Team betreut unsere digitalen Kommunikationskanäle und entwickelt sie permanent weiter. Auch im therapeutischen Kontext öffnen wir uns übrigens seit längerem für digitale Instrumente: Beispielsweise haben wir erfolgreich eine psychotherapeutische Online-Therapie für Menschen mit Depressionen etabliert und führen Studien durch zur Einbindung von Apps in die Behandlung.

Frage: Welche Angebote gibt es darüber hinaus? Welche Inhalte veröffentlichen Sie dort, und was nützt das Ihren Zielgruppen und Ihnen selbst?

Gernot Langs: Im Bereich Online-Kommunikation haben wir neben dem Expertenblog drei zielgruppenspezifische Facebook-Seiten (eine deutsche mit mittlerweile 30 000 Fans, eine internationale mit 15.000 Fans und ein Karriere-Profil mit 6.000 Fans), einen eigenen Youtube-Kanal und je einen Account bei Twitter, Instagram und Google+. Zugeschnitten auf die jeweiligen Zielgruppen bieten wir den Usern Informationen, Service, Praktisches und Unterhaltsames. Unsere Facebook-Fans beispielsweise erfahren von neuen Behandlungsangeboten, lesen, wie sie ihren Rücken gesund trainieren, sehen beeindruckende Videos von oder mit Patienten oder bekommen Einblick in eher ungewöhnliche Therapieerfahrungen zum Beispiel mit unseren Therapiebegleithunden.

Wir haben die Erfahrung gemacht, dass überzeugte und begeisterte Patienten neben unseren Mitarbeitern sehr starke Multiplikatoren in unserer Außenwirkung sind – ob nun online oder offline. Schon bei Büchern oder Fernsehern kauft man gern das, was andere empfehlen. Wenn es um die eigene Gesundheit geht, sind die meisten noch empfänglicher für Empfehlungen und Erfahrungen anderer.

Frage: Gewinnen Sie über Blogs, Social Media oder speziell Facebook Patienten?

Gernot Langs: In der Regel lässt sich nicht eins zu eins nachweisen, über welche Kommunikationsmaßnahme wir letztlich wie viele Patienten gewinnen. Unsere Auswertungen zeigen, dass Onlinekampagnen und Social-Media-Aktionen Instrumente mit sehr großem Potenzial sind. Allerdings nur dann, wenn die jeweilige Maßnahme auch so passgenau wie möglich auf Thema, Zielgruppe und Kanal zugeschnitten ist. Sie versuchen ja auch nicht, einen Fisch mit einem Schokoriegel zu locken. So wie es keine erfolgreiche Psychotherapie nach Schema F geben kann, ist Onlinekommunikation auch keine „one fits all“-Lösung. Schon im Vergleich von psychosomatischen und somatischen Patienten und erst recht bei einzelnen Krankheitsbildern und Altersgruppen ergeben sich zum Teil völlig unterschiedliche Medien-Nutzungsverhalten.


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Frage:  Welche sozialen Netzwerke nutzen Sie als Person besonders aktiv – und warum?

Gernot Langs: Facebook ist für mich eine tolle Möglichkeit, um mich mit Freundinnen und Freunden weltweit zu vernetzen. Darüber hinaus bin ich in verschiedenen Foren Mitglied, dabei steht für mich in erster Linie die konstruktive und fruchtbare Diskussion im Vordergrund.

Frage: Welche Rolle spielen für Sie das persönliche Netzwerken und die persönliche Präsenz auf Veranstaltungen im Vergleich zu digitalen Aktivitäten?

Gernot Langs: Ich halte beides für wichtig – soziale Netzwerke sind Teil unseres Alltags geworden und mich dieser Entwicklung gegenüber zu verschließen, wäre für mich eine vertane Chance. Dabei ersetzt nicht das eine das andere, sondern ergänzt sich gegenseitig: Über soziale Netzwerke lassen sich gut Kontakte halten und umgekehrt lassen sich nach Erstkontakten in sozialen Netzwerken Menschen auch „im realen Leben“ kennenlernen.

Frage: Finden Sie, dass jeder Mediziner bloggen und auf Facebook präsent sein sollte?

Gernot Langs: Das lässt sich nicht verordnen – entweder es passt zu einem oder nicht. Jeder sollte für sich selbst entscheiden, ob er bereit dafür ist, sich zu exponieren oder sogar zu exhibitionieren. Aber wie bei vielem gibt es ja nicht nur ein Entweder-oder. Bevor man das „Risiko“ eingeht, einen eigenen Blog zu starten oder einen Facebook-Account anzulegen, kann man in Foren aktiv mitdiskutieren oder Blogbeiträge kommentieren.


Univ.-Doz. Dr. Gernot Langs, Jahrgang 1961, ist Chefarzt in der Schön Klinik Bad Bramstedt, Mitglied in diversen psychotherapeutischen und psychiatrischen Fachgesellschaften und bekennender Social-Media-Nutzer. Zu seinen beruflichen Schwerpunkten zählen Depressionen und Burnout, Schmerzerkrankungen, Angststörungen und Somatoforme Störungen. www.schoen-kliniken.de


Dr. Kerstin Hoffmann
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