Klaus Eck

„Menschen merken sich genau, wer gute Inhalte liefert“

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Interview mit Klaus Eck, Unternehmensberater und Speaker

Klaus Eck

Frage: Als „Prinzip kostenlos“ 2012 erschien, steckte das Thema Content-Marketing in Deutschland noch ganz in den Anfängen. Seither hat sich viel verändert. Dabei ist die fachliche Diskussion hierzulande ohne Klaus Eck ja kaum denkbar. Wie schätzen Sie die Entwicklung seither ein? Ist das Thema in allen Unternehmen angekommen?

Klaus Eck: Seit 2012 hat sich sehr viel verändert. Social Media ist in einem Großteil der Unternehmen angekommen, auch kleine und mittlere Betriebe setzen – teils sehr erfolgreich – auf eine Präsenz im Social Web. Die Zahl derer, die sich sozialen Netzwerken verweigern, schwindet immer mehr. Das liegt zum einen sicher daran, dass Agenturen und Berater das Thema in die Unternehmen tragen. Zum anderen ist es auch so, dass die Mitarbeiter die neuen Medien privat meist ebenfalls sehr stark nutzen und dadurch die Kanäle in den Unternehmen etablieren.

Bei Content-Marketing selbst sieht die Entwicklung ähnlich aus. Unternehmen erkennen, dass sie ihre Stakeholder auf klassischen Wegen nicht mehr erreichen und Neues wagen müssen. Nutzer haben gelernt, Werbung intuitiv oder mit verschiedenen Tools auszublenden. Relevanter, hilfreicher oder unterhaltsamer Content hingegen wird gerne konsumiert.


Über diese Interviewreihe

„Verschenke, was du weißt – um zu verkaufen, was du kannst!“ Das ist die Kernaussage meines Buchs und meiner Methode PRINZIP KOSTENLOS. Für die Praxisbeispiele in der Neuauflage habe ich insgesamt zwölf bekannte Wissensteiler selbst zu Wort kommen lassen. Die Befragten beschreiben, was sie antreibt, was bei ihnen gut funktioniert und auf welche Weise sie so erfolgreich geworden sind. Sie berichten von ihrer Positionierung, von persönlichen Erfahrungen, vom Umgang mit Wettbewerbern und Netzwerkpartnern. Diese Interviews erscheinen nach und nach hier im PR-Doktor.

„Prinzip kostenlos. Wissen verschenken – Aufmerksamkeit steigern – Kunden gewinnen“, Neuauflage August 2017, 266 Seiten, Hardcover, ISBN: 978-3-527-50908-9, Wiley-VCH, Weinheim


Frage: Wie sind Sie eigentlich selbst auf die Idee gekommen zu bloggen? Spielte der Aspekt des (Selbst-)Marketings von Anfang an eine Rolle?

Klaus Eck: Personal Branding und eine digitale Identität, das waren Themen, die mich sehr früh fasziniert haben. Dennoch habe ich nicht von Anfang an an Content-Marketing gedacht. Zuallererst ging es mir darum – wie vielleicht vielen anderen Bloggern auch – ab 1999 meine Erfahrungen in einer Art Tagebuch festzuhalten. Das, was mich beschäftigte, mir begegnete, zu verarbeiten. Gewandelt hat sich mit dem Start des PR-Bloggers in 2004, in einer Zeit, in der das Bloggen zunehmend professioneller wurde. Thematisch habe ich mich also von eher persönlichen Themen ab- und beruflichen Themen zugewandt.

Im Fokus stand dabei zu Beginn ganz allgemein der Begriff „Kommunikation“, weil mich das Themengebiet als ehemaligen Journalisten und Berater natürlich sehr fasziniert. Anschließend wandte ich mich vermehrt den sozialen Netzwerken zu und daraus resultierend dem Change-Gedanken. Und schließlich bin ich in gewisser Weise wieder dort angekommen, wo ich gestartet bin: bei den eigentlichen Inhalten, die Menschen beziehungsweise Stakeholder begeistern und faszinieren.

Frage: Wie hat sich Ihr eigenes Medien-, Blog- und Social-Media-Verhalten in den vergangenen fünf Jahren verändert? Welches sind heute die wichtigsten Plattformen für Sie selbst?

Klaus Eck: Ich probiere natürlich sehr gerne und sehr viel aus. Besonders, wenn neue Netzwerke an den Start gehen, freue ich mich aufs Testen. Allerdings kann ich auch sehr schnell entscheiden, ob ich ein Medium auf Dauer und vor allem intensiver nutzen möchte, oder nicht. Was heute – im Gegensatz zu vor fünf Jahren – natürlich noch mit hineinspielt, ist die Menge an Plattformen, aus der wir bewusst wählen sollten, wo wir aktiv sein wollen.

Für mich bedeutet das jedoch auch, dass ich mich hier in Selbstdisziplin übe, um nicht im Content Shock unterzugehen. Zu den Plattformen, auf die ich jedoch nicht verzichten möchte, zählt auf jeden Fall Twitter. Es ist toll für Recherche und schnelle Informationen. Außerdem darf natürlich in dieser Liste Facebook nicht fehlen, da es verschiedenste Möglichkeiten bietet, über Content Interaktion zu erzeugen. Mein eigenes Blog, der PR-Blogger, zählt selbstverständlich auch dazu, weil es mich schon sehr lange begleitet. Darüber hinaus schätze ich Medium als weitere Publikationsplattform sowie Flipboard, das mir die Möglichkeit bietet, Content in eigenen Magazinen zu kuratieren.

Frage: Kann man als Dienstleistungs- oder Beratungsunternehmen überhaupt noch am Markt erfolgreich bleiben, wenn man keine Contentstrategie hat?

Klaus Eck: Das ist eine schwierige Frage, bei der es sicher auf das einzelne Geschäftsmodell und die Branche ankommt. Je traditioneller die Branche geprägt ist, desto eher glauben Dienstleister und Berater, ohne Social Media auskommen zu können. Allerdings sollte sich niemand darauf ausruhen. Die Entwicklung hin zu Online- und Social-Media-Diensten lässt sich nicht mehr aufhalten. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis sich auch traditionelle Berater und Branchen mit Content-Strategie und Content-Marketing beschäftigen müssen. Wer keine Digitalisierungsstrategie hat, riskiert sehr schnell seine Geschäftsgrundlage.

Frage: In unserer Branche werden Sie dafür geschätzt, dass Sie offenbar überhaupt kein Problem mit Konkurrenzdenken haben. Selbst Mitbewerbern bieten Sie im PR-Blogger eine Publikationsplattform. Doch viele Entscheider in Unternehmen denken anders. Oft haben sie große Bedenken, ihr wertvolles Wissen öffentlich zu teilen, aus Angst, dass die Konkurrenz sich das zunutze macht. Was erwidern Sie, wenn Ihnen solche Vorbehalte begegnen?

Klaus Eck: Andere Inhalte sind ohnehin nur einen Klick entfernt. Wenn wir fremde Autoren auf unseren Plattformen publizieren lassen, vertiefen wir einerseits das Networking und können durch andere Themenwelten unser jeweiliges Spektrum ausbauen. Wir leben in Zeiten radikalen Wandels. Die Sharing Economy geht sogar so weit, dass ich mir kein eigenes Auto mehr kaufen oder umständlich leihen muss, wenn ich nur kurz eines benötige. Warum sollte ich dann nicht auch meinen Content anderen zugänglich machen oder anderen eine Plattform bieten, um ihre Inhalte zu kuratieren? Zudem merken sich Menschen sehr genau, wer gute Inhalte liefert, wer Catcontent teilt und wessen Inhalte permanent uninteressant sind. Ich baue mir also durch das Erstellen und Teilen relevanter Inhalte eine positive Reputation auf, die den Menschen im Gedächtnis bleibt.


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Frage: Sie sind seit so vielen Jahren auf so vielen Kanälen aktiv. Wird Ihnen das nie zu viel?

Klaus Eck: Sicher werden laufend mehr Inhalte produziert, und mit der Anzahl an Plattformen steigt auch die Menge an Content. Dabei geht es mir wie jedem anderen auch: Meine Zeit ist sehr begrenzt – zu begrenzt, um all das lesen zu können, was ich gerne lesen würde. Was mir hilft, sind quasi eigene Social Media Guidelines. Der sicher wichtigste Punkt dabei ist, zu lernen, zügig zwischen relevantem und unwichtigem Content zu unterscheiden. Innerhalb der normalen Arbeitszeit lese ich nur das Notwendige. Doch was der persönlichen Weiterbildung dient und mich unterhält, das verbanne ich auf bewusste Pausenzeiten. Ohne feste Lesezeiten würde mir Social Media zu viel werden.

Frage: Wo klicken Sie im Web sofort weg? Welchen Content lesen, schauen, hören Sie am liebsten?

Klaus Eck: Wenn ich merke, dass mir jemand nur etwas verkaufen will, bin ich sehr schnell weg. Egal, ob es sich um offensichtliche oder verkappte Werbung handelt. Gleiches gilt für schlecht gemachte Inhalte. Viel lieber konsumiere ich stattdessen Content, der mir für meine tägliche Arbeit etwas bringt, der ansprechend gestaltet ist, mich vielleicht auch einmal schmunzeln lässt.

Was Unternehmen aber ebenfalls nicht unterschätzen sollten: Es kommt immer auf die Situation an, in der ein Inhalt auf den User trifft. Erreicht mich ein bestimmter Inhalt in der passenden Situation, bin ich offener dafür, als wenn ich mich gerade mit ganz anderen Themen beschäftige.

Es gibt viele Autoren, deren Artikel ich einfach lesen muss, weil ich sie mit ihren Inhalten inspirierend finde. Ich lese übrigens am liebsten umfangreiche Romane und Fachbücher, die mich intellektuell herausfordern.


Klaus Eck ist Geschäftsführer und Gründer der Content-Marketing-Agentur d.Tales. Der Berater und Keynotespeaker unterstützt seit mehr als 20 Jahren Marken bei der Digitalisierung ihrer Unternehmens-, Marketing- und Kommunikationsprozesse. Seit 2004 gibt er den PR-Blogger heraus, in dem er sich mit Trends in Kommunikation und Marketing auseinandersetzt. Außerdem ist er Lehrbeauftragter an der FH Joanneum in Graz und an der Hamburg Media School. www.d.tales.de


Dr. Kerstin Hoffmann
6 Kommentare
  1. Ben sagte:

    Kann man als Dienstleistungs- oder Beratungsunternehmen überhaupt noch am Markt erfolgreich bleiben, wenn man keine Contentstrategie hat?

    Ja, leider arbeite ich einem solchen Unternehmen.

  2. Daniela A. Caviglia sagte:

    Cool, danke für dieses Interview. Erinnere mich noch gut an die Anfangszeit. Hab 2004 ebenfalls mit meinem Fachblog praesenz-effizienz.ch gestartet. Lese bei euch beiden, Klaus und Kerstin, immer noch gerne mit!

    Lebt lange und gesund :-)

    Liebe Grüsse aus der Schweiz, Daniela

  3. Michael Keulemann sagte:

    Ein sehr interessanter Blogbeitrag bzw. ein spannendes Interview! Sehr interessant mal zu lesen, was ein Experte zum Thema Internet und und Blogging sagt und wie wichtig es letztendlich ist auch im Internet präsent zu sein. Viele Grüße und gerne mehr davon!

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