Profi-Strategien gegen die Schreibblockade
Tipps und Einblicke von 26 bekannten Autor*innen, Blogger*innen, Berufsschreiber*innen
Sie kann den erfahrenen Journalisten ebenso ereilen wie den Ingenieur, der mal eben einen Projektbericht an die Geschäftsleitung liefern soll: die Schreibblockade. Da wird das weiße Blatt – heute meist der leere Monitor – zur Bedrohung. Was kann man dagegen tun? Wie gehen Profis damit um? Ich habe Kollegen, Journalistinnen, Blogger und Autorinnen gefragt, welche Strategien sie anwenden.
Wie es zu diesem Artikel kam? Ich bin am Rande der Frankfurter Buchmesse auf einer Veranstaltung gleich mehrfach darauf angesprochen worden, ob ich denn auch manchmal eine Schreibblockade habe und, wenn ja, wie ich damit umgehe. Wieder zurück am Schreibtisch kam mir die Idee, doch einfach einmal in meinem Netzwerk herumzufragen, was Profi-Schreiber bei Schreibblockaden tun – und was sie anderen raten, die darunter leiden. Hier sind großartige Tipps und überraschende Einblicke von 26 bekannten Kolleginnen und Kollegen. Ganz am Schluss noch mein eigenes Statement.
Strategien von Profi-Schreiber*innen gegen die Schreibblockade
Inhaltsverzeichnis
„Baldige Deadline hilft“
Ulrike Langer, Medienjournalistin
Ich habe eigentlich keine „echten“ Schreibblockaden. Wenn das Schreiben nicht flüssig geht, dann weiß ich, dass ich noch nicht genug recherchiert habe oder meine Ausgangsthese oder die innere Logik nicht stimmen. Daran lässt sich dann auch sprachlich nichts glätten. Ich muss dann nochmal richtig ran und neu denken. Wenn alles stimmt, schreibe ich meine Texte oft recht schnell.
Früher hatte ich oft eine Blockade beim Einstieg. Jetzt schreibe ich am Anfang einfach das, was mir als erstes in den Sinn kommt. Meistens bleibt es dann dabei, weil der erste Gedanke oft der beste ist. Wenn nicht, ergibt sich beim Schreiben halt später ein besserer Einstieg. Das ist ja das Schöne an Schreibprogrammen: Nichts ist in Stein gemeißelt.
Und noch etwas: Eine baldige Deadline hilft ungemein beim Lösen von Schreibblockaden …
„Nicht auf den letzten Drücker“
Antje Schrupp, Politikwissenschaftlerin, Journalistin, Bloggerin
Ich versuche, Texte immer dann zu schreiben, wenn ich dazu gerade inspiriert bin. Wenn es nicht läuft, vertage ich das Schreiben auf einen späteren Zeitpunkt. Das setzt natürlich voraus, dass ich nicht „auf den letzten Drücker“ arbeite. Ich versuche deshalb, immer möglichst früh mit Auftragsarbeiten anzufangen, selbst wenn die Deadline noch lange hin ist, damit ich entsprechend Luft habe.
Wenn es allerdings nach drei, vier, fünf Anläufen immer noch nicht klappt, überlege ich, woran das liegen könnte: Ist das Thema irgendwie falsch gewählt? Habe ich dazu vielleicht gar nichts zu sagen? Dann versuche ich, den Fokus zu ändern und mit den Auftragsgebern abzusprechen, meistens ist das auch möglich. Wenn nicht, gebe ich einen Auftrag auch mal wieder zurück, aber das kommt selten vor. Sollte das nicht möglich sein, plane ich mir ein entsprechendes Zeitfenster ein, bestens gleich am Vormittag, und produziere dann das, was mir eben in so einem Fall noch möglich ist. Meistens kommt dann durchaus etwas Brauchbares hinaus, wenn auch nicht ein optimaler Text, auf den ich wirklich stolz bin. Aber ich tröste mich dann damit, dass kein Mensch ständig Optimales hervorbringen kann.
„Gespräche und Naturerlebnisse“
Ibrahim Evsan, Blogger, Social Media Speaker, Entrepreneur
Manchmal überkommt mich eine Schreibblockade, die kommt einfach so, ohne sich anzukündigen. Die Gründe können vielfältig sein. Genau hier denke ich oft über den Spruch von Immanuel Kant nach: „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.”
Nach den ein oder anderen Gedanken, kommen für mich persönlich zwei mögliche Wege in Frage, mit denen ich mich aus der Blockade lösen kann. Zum einen ist es mir wichtig, sich mit anderen auszutauschen. Freunde spielen dabei eine wichtige Rolle, ebenso entscheidend sind die Vis-à-vis Gespräche mit Zeitgenossen, die zu Erkenntnissen führen. Meistens erlebe ich solche Gespräche in der Natur. Schließlich sind die Naturerlebnisse auch spirituelle Erlebnisse, die im Leben eine ungemeine Rolle spielen. Besuche auf Konferenzen erweitern zudem meinen Horizont und verbinden Freunde und andere Persönlichkeiten miteinander. Das Internet bestätigt diese Erkenntnisse.
Der zweite Punkt ist, “die Werte des Lebens” als Entwicklungsgerüst immer wieder auszuarbeiten. Schließlich sind wir Menschen, die sich stets weiter entwickeln und heute das leben können, was wir wollen. Diese Freiheit haben wir uns selbst erarbeitet – ohne jegliche Fremdeinwirkung.
Wichtig dabei ist die zentrale Frage: Welchen Wert gebe ich der Gesellschaft zurück? Sei es durch Beziehungen, Wertschätzungen, Kinderliebe oder soziales Engagement. Die Liste ist unendlich. Durch das aktiv sein erlebe und bekomme ich wieder Lust die Themen aufzuschreiben; den Zeitgeist zu entdecken gar einzufangen. Denn wenn ich richtig darüber nachdenke, können Schreibblockaden nur aus der Not der Langenweile entstehen. Durch stetiges Weiterentwickeln brauche ich mir kaum mehr Gedanken um Blockaden in meinem Kopf zu machen.
Sicherlich geben uns auch Urlaube, die Leidenschaft zur Natur, Ehrgeiz beim Sport und besonders die Liebe Superkräfte, die immer wieder aufkommende Blockaden lösen können. Und genau das macht das Leben so spannend.
„Recherchieren, drauflos schreiben, ruhen lassen“
Inge Seibel, Journalistin
Schreibblockaden entstehen bei mir oft aus Zeitdruck gepaart mit einem selbst auferlegten Perfektionismus: Bis dann und dann muss ich das und das geschrieben haben. Dabei habe ich noch so viel anderes zu tun … Der Abgabetermin sitzt mir im Nacken. Dennoch kommen auf die To-Do-Liste erst einmal andere Sachen: Rechnungen überweisen, Emails beantworten, Schreibtisch aufräumen, Wäsche waschen. Effekt: Die Zeit wird immer knapper, der Termin rückt immer näher: Jetzt gibt es kein Aufschieben mehr. Auch das ist Motivation. Ich weiß: Ich muss jetzt schreiben – ich ermutige mich selbst: Ich kann schreiben!
Vor dem Schreiben steht das Recherchieren. Lieber zu viel, als zu wenig war schon immer meine Devise. Ich möchte mich im Thema auskennen, egal ob ich nur Fragen für ein Interview vorbereite oder einen Text anfertige. Manchmal sind im Browser bis zu 40 Tabs geöffnet. Doch Vorsicht: Ein Wust an Informationen kann auch Ballast sein. Deshalb mache ich mir Stichpunkte oder sammele via Copy und Paste gute Zitate und trenne den Spreu vom Weizen. In meinem Kopf entsteht dabei schon eine Gliederung. Manchmal fallen mir Sätze ein, die irgendwo gut in den Text passen würden. Ich diktiere sie mir in mein iPhone, egal, wo ich gerade bin. Noch drei Tage bis zum Abgabetermin? Jetzt wird geschrieben.
Der Text ist fertig. Aber ist er auch gut? Genügt er meinen eigenen Ansprüchen? Ich weiß, das kann ich erst morgen feststellen, wenn ich mir den Text noch einmal mit dem nötigen Abstand durchlese. Das ist für mich eine der wichtigsten Voraussetzungen für einen wirklich guten Text: Ruhen lassen und am anderen Tag noch mal drüber gehen. Manche Formulierung klingt auf einmal unnötig kompliziert, aber jetzt ist der Druck raus: Es geht nur noch ums Feintuning.
Daher mein Tipp: Ausführlich recherchieren und dabei das Wesentliche bereits in Stichpunkten skizzieren – einfach „Drauflosschreiben“, manche gute Idee entwickelt sich dann wie von selbst – Text ruhen lassen – Feintunen.
Versteht sich von selbst, dass das keine Anleitung für Tageszeitungsredakteure ist, deren Text von der Idee bis zur Vollendung in wenigen Stunden „stehen“ muss. Da bleibt dann aber auch keine Zeit für Schreibblockaden oder gar für Perfektionismus …
„Klingt simpel – ist es auch“
Jochen Mai, Social-Media-Berater, Autor und Blogger
„Schreiben ist die Hölle, geschrieben haben der Himmel“, lautet ein schönes Bonmot von Sibylle Krause-Burger, das ganz gut beschreibt, was viele Autoren kennen: Die Qual, erst einen guten ersten Satz zu schreiben, dann einen guten zweiten und so weiter. Es ist oft der Anspruch an den eigenen Text, der hier blockiert – und vielleicht auch die Furcht vor dessen Mindestumfang. Jedenfalls kenne ich das aus meiner Zeit als Journalist, wo Texte generell „auf Zeile“ geschrieben werden mussten.
Was dagegen hilft: trotzdem schreiben. Klingt simpel – ist es auch. In der Tat ist der erste Satz oder gar Absatz der schwerste. Der zieht den Leser in die Geschichte, klingelt das Thema ein und kitzelt die Neugier. Oder auch nicht. Wenn man aber noch gar nicht genau weiß, was am Ende rauskommt, fällt das schwer.
Deshalb schreibe ich mir häufig erst einen guten Vorspann auf: Was soll in der Story überhaupt stehen? Welche (Leser-)Fragen sollen, welche müssen beantwortet werden? Und was daran ist der originelle Dreh oder neue Aspekt? Je genauer ich weiß, womit ich den Leser überrasche und zugleich in seinem Alltag abholen sowie helfen kann, desto besser und zielgerichteter kann ich schreiben.
Und dann muss ich auch nicht mit dem ersten Absatz beginnen, sondern etwa genauso mit dem dritten, vierten oder siebten. Gute Geschichten werden ohnehin kuratiert – also aus den Abschnitten zu den wichtigsten Fragen, die der Artikel beantworten muss, zusammengefügt. Die lassen sich auch hinterher noch in eine dramaturgisch und logisch sinnvolle Reihenfolge bringen und die Übergänge glätten. Zwischenüberschriften helfen dabei übrigens ungemein. Und steht erst einmal dieses Gerüst, fällt der erste Absatz und Einstieg in die Geschichte deutlich leichter. Ich behaupte sogar: Der ganze Text wird so besser, weil runder, stringenter, durchdachter.
Bloggen hilft aber auch gegen Schreibblockade. Um ehrlich zu sein, kenne ich die, seit ich blogge, praktisch nicht mehr. Das tägliche Schreiben lässt das Bedrohungsszenario „leere Seite“ praktisch verschwinden. Denn zu bloggen gibt es immer etwas – und nicht immer muss der Text dazu pulitzerverdächtig sein. Hinter dem Wunsch steckt doch meist nur Eitelkeit. Wichtig ist, dass der Leser die Informationen bekommt, die er sucht; drumherum eine schöne Geschichte zu erzählen, ist die Kür. Nicht weniger, aber auch nicht mehr.
„Ist das Eis gebrochen, verschwindet die Angst“
Susanne Ackstaller, IR-Texterin, Bloggerin, Modekolumnistin
Schreibblockaden kenne ich in erster Linie von Texten, bei denen ich einen besonders hohen Anspruch an mich selbst habe – wie bei meiner monatliche Modekolumne für die WELT zum Beispiel. Da sitze ich durchaus gerne mal einen halben Vormittag und warte auf die „göttliche Eingebung“. Um ihr auf die Sprünge zu helfen, sammle ich erstmal alles, was mir zum jeweiligen Thema einfällt und im Netz begegnet, notiere mir Stichworte, Satzfragmente, Fragen, die mich bewegen, eine mögliche Pointe. Irgendwann fange ich dann einfach an zu schreiben, auch wenn der erste Entwurf eine Katastrophe wird. Aber zumindest ist das Eis gebrochen – und zugleich verschwindet die Angst, diesmal tatsächlich nichts aufs Blatt zu bringen. Wenn mein Selbstvertrauen wieder soweit hergestellt ist, findet sich auch Text. Zumindest war es bisher immer so – ein leeres Blatt musste ich noch nie abgeben.
„Wie ein Befreiungsschlag“
Klaus Eck, freier Kommunikationsberater
Ich schreibe gerne und viel, doch nicht immer finde ich dafür in meinem Arbeitsalltag genügend Muße. Geld verdiene ich damit nicht (direkt). Zum Glück stehe ich als Unternehmensberater nicht so oft unter Schreibdruck, es sei denn, ich sitze mal wieder einem Buchmanuskript oder habe mich zu einem Fachartikel für ein Medium verpflichtet.
Ein leeres Blatt Papier und wenig Zeit sind für mich die beste Voraussetzung für eine Schreibblockade. Aus diesem Grunde habe ich es mir angewöhnt, genügend Zeit für einen Artikel einzuplanen und mir viele Notizen zu machen. Sobald ich via Twitter, Facebook, Google+ und Co. ein spannendes Thema entdecke, lege ich die digitalen Fundstücke zunächst auf Instapaper oder Flipboard ab und ordne sie dort Themenfeldern zu.
Ich habe mich vor kurzem dazu verpflichtet, zumindest einmal in der Woche (als Ironblogger) einen PR-Blogger-Beitrag zu verfassen. Auf diese Weise werde ich regelmäßig daran erinnert, dass ich mich zumindest für ein Thema entscheiden sollte. Das klappt inzwischen ganz gut, um regelmäßig beim Bloggen dabei zu bleiben.
Bei der Wahl meiner Themen orientiere ich mich an meinem persönlichen Interesse, dem Nutzen eines solchen Blogbeitrags für mein Unternehmen Eck Consulting Group, einer gewissen Aktualität und meinen gesammelten Notizen bzw. meiner Instapaper-Ablage.
Das größte Plus des Schreibens besteht für mich in der Vertiefung meines Wissens. Erst nach einer umfangreichen Recherche, die ich als Newsjunkie mit viel Leidenschaft betreibe, beginne ich zu schreiben. Das Ergebnis des Schreibens ist für mich wie ein Befreiungsschlag und motiviert mich hinterher, weiterhin zu bloggen oder andere Texte zu verfassen.
„Schreibmuskel trainieren“
Eric Kubitz, Mitinhaber der CONTENTmanufaktur
Am besten wirkt: Schreiben! Das Wichtigste – wenn einem mal wieder der Job im Weg steht – ist, den Schreibmuskel weiter zu trainieren. Und das geht nicht über Nachdenken, Schimpfen oder Lesen. Einfach schreiben: Stück Papier auf den Tisch, Stift in die Hand (jaaaaaa, nicht die Tastatur!) und schreiben. Jeden Tag ein paar Minuten, höchstens eine Viertelstunde. Am besten morgens direkt nach dem Aufstehen und am allerbesten über nichts, was man auch im Job schreiben würde. Manche nennen das „Automatisches Schreiben“ andere „Morgenseiten“, egal. Einfach aufschreiben, was einem gerade durch den Kopf schwirrt – ungeachtet dessen, ob das nun sinnvoll ist oder nicht. Und, hey: das funktioniert!
„1. Beißen, 2. Beißen, 3. Beißen“
Nina Diercks, Rechtsanwältin
Meine persönliche Strategie bei einer Schreibblockade? Nun das ist ganz einfach. … Äh. Tja. Nein, leider nicht. 10 ultimative Tipps, wie jede Schreibblockade lässig und mit einem Lächeln zu durchbrechen ist, habe ich leider auch nicht. Die Wahrheit ist, es gibt diese Tage, da ringe ich mit jedem Satz, mit jedem Wort und irgendwie will es einfach überhaupt nicht fließen. Der erste Schritt in Richtung Text sieht dann so aus, dass ich mir selbst einrede, mich zu freuen, dass ich keine Journalistin geworden bin. Da müsste ich schließlich jeden Tag „liefern“. Damit lüge mir natürlich fromm in die eigene Tasche und beseitige höchstens kognitive Dissonanzen. Schließlich bin ich Juristin. Und als solche muss ich auch (fast) jeden Tag mit Wörtern umgehen und meine Gedanken in überzeugende Sätze legen. Aber zurück zur eigentlichen Frage, Sie wollten ja nicht wissen, wie und was ich dann vor mich hin jammere, sondern was ich tue.
Zunächst kommt es darauf an, was ich vor mir liegen habe. In der Regel gibt es drei unterschiedliche Arten von Texten, die ich zu bewältigen habe. Da sind zum einen Blogbeiträge für den Social Media Recht Blog oder für Gastbeiträge in Zeitschriften oder anderen Blogs. Zum anderen juristische Fließtexte wie Gutachten, Schriftsätze oder Fachartikel. Und schließlich „pure“ juristische Arbeiten wie das Entwerfen von Verträgen. Alle drei Textvarianten verlangen unterschiedliche Fähigkeiten. Verträge zu schreiben ist ein wenig wie Schachspielen: Alle Optionen müssen bedacht und alle Eventualitäten berücksichtigt werden. Der tatsächliche Sachverhalt (z.B. ein Geschäftsmodell) und Recht muss in Einklang gebracht werden. Dazu hat die „Was-passiert-dann-Maschine“ im Kopf hellwach zu sein, damit im Zweifel alle notwendigen Netze für die Mandantschaft auch eingearbeitet werden. Juristische Fließtexte verlangen naturgemäß ebenfalls eine hohe Aufmerksamkeit, aber es geht noch in eine andere Richtung. Denn natürlich muss schon aus Haftungsgründen alles juristisch besehen hieb- und stichfest sein. Reines Jura-Sprech hat aber die Angewohnheit für einen Laien unlesbar zu sein. Und so gilt es hier die Anforderung zu meistern, so juristisch wie nötig, aber so verständlich wie möglich zu formulieren. Bleiben die Blogbeiträge. Ziel des Blogs ist es, das Recht der neuesten Medien für Laien nicht nur leicht verständlich, sondern auch vom Stil her lesenswert aufzubereiten. Im besten Falle lesen sich die Texte so, als hätte ich sie heiter und beschwingt in einer halben Stunde geschrieben. Das ist NIE der Fall, aber damit es so aussieht, muss ich schon einen derartigen Zug zum Thema haben und am besten entsprechend heiterer (oder ironisch-bissiger) Stimmung sein.
In der besten aller Welten sieht es dann so aus, dass ein zu bewältigender Zeitdruck vorhanden ist und ich gerade einen Blogbeitrag, ein Gutachten und einen Vertrag zu schreiben hätte. In dem Fall greife ich auf die Dokumentenart zurück, dem in dem Moment der akute Schreibblockade am wenigstens widerspricht. Sprich, wenn heiteres Rechterklären gerade gar nicht will, dann schreibe ich eben an einem Vertrag. Das geht in der Regel ganz gut. Wenn das nicht hilft, dann geht es zu weiteren internen Ablenkungsmanöver: Präsentationen für einen der nächsten Vorträge vorbereiten. Oder wenn gar nichts mehr geht, eine der vielen Aufgaben einer Selbstständigen erledigen, die nichts mit Kreativität zu tun haben, aber trotzdem gemacht werden müssen. Und danach wende ich mich dann – meist im Kopf frischer – wieder den Textaufgaben zu.
Tja, das war die beste aller Welten. Die harte Realität sieht oft so aus: Die Vertragsdokumente müssen morgen fertig sein, weil dann eine Applikation startet oder der Mandant in Vertragsverhandlungen geht. Oder der Blogbeitrag sollte aufgrund der Aktualität des Themas wirklich nicht erst in zwei Tagen erscheinen. Da habe ich dann trotz aller theoretischen Ausweichmöglichkeiten (die auf die eine oder andere Art und Weise sicher auch andere Professionen haben) nur drei Tipps:
- Beißen (einfach irgendwie anfangen, auch wenn es gar nicht zu gehen scheint),
- Beißen (einfach weitermachen, auch wenn’s schwerfällt)
- Beißen (redigieren, umschreiben und fertig sein).
Ist nicht die angenehmste Form der Durchbrechung der Schreibblockade, aber sie führt zum Ziel.
„Don’t panic“
Anja Beckmann, Reisebloggerin und Journalistin
Wörter sind wie scheue Tiere. Man muss behutsam mit ihnen umgehen. Manchmal kommen sie auch mit viel Locken nicht. Ergebnis: Schreibblockade.
„Don’t panic“, ist dann mein Leitspruch. Und ich habe gemerkt, dass es nichts bringt, wenn ich mich zum Schreiben zwingen will. Dann sperren sich die Wörter, stellen die Nackenhaare auf und ergreifen erst recht die Flucht. Das Ergebnis dieser krampfhaften Schreibversuche ist unrund – mal nett umschrieben.
Bei einer Schreibblockade mache ich also einen Spaziergang, gucke in die Luft oder trinke einen Kaffee. Irgendwann lugen die Wörter dann wie eine Katze um die Ecke, nur um sich verspielt auf mich zu stürzen.
Wichtig ist dann, dass ich etwas zum Schreiben bei mir habe. Bewährt hat sich mein iPhone, auf dem schon viele Buchseiten, Artikel und Blogbeiträge entstanden sind. Es ist auch ein tolles Hilfsmittel, wenn ich als Reise- und Foodbloggerin unterwegs bin. Ich tippe im Flugzeug, im mexikanischen Bus, beim Roadtrip durch England (mein Freund fährt) oder beim Walebeobachten bei Teneriffa. Dann kuscheln wir uns glücklich aneinander, ich und meine Wörter.
„Überlege dir eine schöne Metapher“
Raul Krauthausen, Aktivist, Gründer des SOZIALHELDEN e.V.
Einfach ein paar Stichpunkte:
- Beginne keinen Satz mit: „Immer mehr Menschen…“ oder „Wir alle kennen es…“
- Überlege dir eine schöne Metapher für die Situation die du beschreibst.
- Mache Stichpunkte.
- Ordne diese nach Thema / Aufbau des Artikels.
- Schreibe um jeden Stichpunkt einen Satz.
- Verknüpfe die Sätze.
- Vermeide allgemeine Aussagen wie „man“ oder „jeder“.
- Vermeide Füllwörter wie:
aber, allein, aller-, also, an und für sich, andererseits, auf alle Fälle, aufrichtig gesprochen, ausschließlich, beinahe, besonders, bestimmt, betreffend, bezüglich, dagegen, das Schönste, daher, damals, doch, echt (es gibt echt zu viele Füllwörter), eigentlich, einfach, einigermaßen, einmal, endlich, erfolgreich (kann man einen Mörder auch erfolglos entlarven?, erheblich, etwa, etwas, fast, fortwährend, fraglos, freilich, ganz gewiss, ganz und gar, gar, gänzlich, gelegentlich, genau, gerade (verstehen Sie, warum ich diese Wörter gerade aufzähle), geradezu, gewiss, gewissermaßen, gewöhnlich, gleichsam, grundsätzlich, halt, hervorragend, hier und da, ich glaube, ich sage mal, im Prinzip, immer, in aller Deutlichkeit, in der Regel, in etwa, in diesem Zusammenhang, in gewisser Weise, in Wahrheit, inzwischen, irgend, irgendwo, ja (dieses Füllwort ist ja schlimm), jede Menge, kaum, keinesfalls, keineswegs, letzten Endes, letztendlich, man könnte sagen, mal, maßgeblich, mehrere, meist, moderne, möglicherweise, mutmaßlich, nachhaltig, natürlich, nicht wahr?, nichtsdestotrotz, nichtsdestoweniger, natürlich, nie, niemals, normalerweise, nun, nur, offenbar, offenkundig, oft, ohne Umschweife gesagt, ohne Zweifel, plötzlich, praktisch, regelrecht, relativ, ruhig (Sie können es ruhig sagen, wenn Ihnen diese Liste nicht gefällt), rund (er reiste rund um die ganze Welt), sag ich doch, sag ich jetzt mal so, sagen wir mal, schon, sehr, selbst, selbstverständlich, selten, sicher, sicherlich, sogleich, sozusagen, sonst, sozusagen, streng (streng nach Alphabet), überhaupt, übrigens, unbedingt, ungefähr, unglücklicherweise, unlängst, unsinnige, uralte, ursprünglich, vergleichsweise, viele, vielfach, vielleicht, vollkommen, vor Ort, wahrscheinlich, wenige, wenigstens, wieder, wieder einmal, wie man sich leicht vorstellen kann, wirklich, wohl, zugegeben, zunächst, zweifellos, zweifelsohne
Bildhinweis zum Foto von Raul Krauthausen: Esra Rotthoff, http://www.esrarotthoff.com/ unter CC-by-sa 3.0/de
„Von anderen inspirieren lassen“
Annette Schwindt, Bloggerin und Autorin
Eine echte Schreibblockade kenne ich eigentlich nicht. Bei mir kommt es nur hin und wieder vor, dass ich aus gesundheitlichen Gründen grade nicht schreiben kann. Dann hilft nichts anderes als Abwarten. Ideen zum Schreiben habe ich eigentlich immer.
Jemanden mit einer Schreibblockade würde ich raten, sich zunächst mit etwas ganz anderem zu beschäftigen, um den Kopf frei zu kriegen. Wenn das nicht hilft, würde ich Texte von anderen Autoren lesen, die nicht dasselbe Thema behandeln, mich aber für gewöhnlich inspirieren, oder Texte von anderen zum selben Thema, über das ich schreiben will, um meine Position dazu abzugrenzen.
„Sätze mit Schabernack in Fahrt bringen“
Wibke Ladwig, Social Web Ranger und Ideenkatalysatorin
Hell erleuchtet der Bildschirm mein Gesicht. Ich zwinkere nervös und tippe rasch einen Satz auf das weiße Blatt Digitalpapier. Unfug! Schnell wieder löschen. Worum ging es noch gleich? Musik an. Ach, ich wollte ja noch einkaufen. Was koche ich denn nachher? Musik aus. Verflixt, einen Termin beim Zahnarzt wollte ich auch noch machen. Aber gut, Konzentration! Der Text schreibt sich nicht von allein. Musik an.
So helfe ich mir selbst bei einer Schreibblockade:
– Musik, Hörbuch oder Radio: Stimmen und Musik weben einen Kokon um mich herum, in dem ich mich besser konzentrieren und von der übrigen Welt abschotten kann. Wichtig ist, dass die Geräuschkulisse selbst gewählt ist. Straßenlärm etwa ist wenig förderlich.
– Ist der Kopf schlicht zu voll? Manchmal hilft „Freibloggen“ über ein komplett anderes Thema. Gut, wenn man einen oder mehrere Orte im Internet hat, die man für überschüssige Gedankenfäden und Abseitiges nutzen kann. Das kann ein eigenes bzw. privates Blog sein, das können aber auch Twitter oder Facebook für Texte oder Pinterest, Instagram, Youtube oder ein Podcast für andere Formate sein. Ich bringe mich und die Sätze gern mit Schabernack oder ein paar Nachdenklichkeiten in Fahrt. Das ist wie eine Art von Korkenzieher: mit einem „Plöpp“ wird die Flasche entkorkt, der Inhalt kann atmen und strömen.
– Schreiben auf Papier: Von den Gedanken zum Tippen ist der Weg manchmal zu fern. Mit der Hand schreiben ist unmittelbarer und das Schreiben selbst ein kreativer Prozess. Wer nicht gern mit der Hand schreibt, sollte es mit schönem Papier versuchen und vor allem unterschiedliche Stifte in einem Laden für Künstlerbedarf ausprobieren. Ich schreibe gern mit einem schwarzen Tintenroller oder Fasermaler auf knallbuntem, etwas rauem Papier. Da fließen die Wörter gleich besser.
– Raus! Weg vom Schreibtisch. Ob eine Runde durchs Büro oder die ausgedehnte Wanderung: Bewegung hilft, um Sätze und Wörter in Gang zu setzen. Wenn ich gehe, spaziere oder wandere, arbeitet es im Kopf weiter. Ich stelle immer wieder fest, wie sich während des Gehens beinahe ohne mein Zutun im hinteren Oberstübchen die Buchstaben und Gedanken miteinander sortieren. Nützlich ist ein Büchlein nebst Stift für Notizen oder die Notizen-App im Smartphone, um im Notfall den ein oder anderen Satz schon mal festzuhalten.
– Die Hände beschäftigen: Gemüse schnippeln, Fenster putzen, im Garten herumkramen, Pferdefell zum Glänzen bringen, Malen, Kritzeln oder das gute, alte Basteln. Der Effekt ist ähnlich wie der beim Gehen.
– Wenn das alles nicht hilft: eine wichtige Verpflichtung aus der wundersamen Welt der Bürokratie lässt im Handumdrehen jede Schreibblockade vergessen und es gibt nichts Schöneres als Schreiben!
„Kreativakku wieder aufladen“
Falk Hedemann, Journalist und Social-Media-Consultant
Jeder professionelle Schreiberling kennt und fürchtet die Schreibblockade, da mache ich sicher keine Ausnahme. Doch wenn ich ehrlich bin, ist die Angst vor dem weißen Blatt bei mir nicht mehr sehr ausgeprägt. Das hängt unter anderem damit zu zusammen, dass ich schon einige Schreibblockaden erlebt habe und sie auch überwinden konnte. Das nimmt dann irgendwann den größten Schrecken. Doch ich glaube noch viel wichtiger als eine Strategie zur Überwindung von Schreibblockaden ist eine Strategie zur Vermeidung solcher Situationen.
Irgendwann macht man sich als Journalist zwangsweise Gedanken über die Entstehung von Blockaden. Bei mir ist das schon eine Zeit her, aber es hilft mir noch heute. Ich bin vor etwa zwei Jahren sehr systematisch an dieses Thema herangegangen und habe es für mich analysiert. Die erste Erkenntnis war dann, dass Schreibblockaden gerne dann auftreten, wenn man sie so gar nicht gebrauchen kann. Okay, wirklich gebrauchen kann man sie nie, aber wenn die nächste Deadline vor der Tür steht und einem partout nichts einfallen will, ist das besonders schlimm. Mir ist dann aufgefallen, dass ich immer dann in Schwierigkeiten gekommen bin, wenn ich zwischen umfangreicheren Arbeiten nicht genügend Zeit bis zum nächsten Werk hatte. Das deckt sich sehr gut mit einer persönlichen Überzeugung von mir: Ich bin sicher, dass wir für jeden Tag ein gewisses Kreativpotenzial zur Verfügung haben – ist das einmal aufgebraucht, muss es erst wieder aufgeladen werden. Tiefentladungen, wie bei einem umfangreichen Artikel üblich, sorgen dann für eine entsprechend längere Aufladezeit. Fällt dann ein neues Werk genau in diese Zeit, ist eine Schreibblockade sehr wahrscheinlich.
Mein Learning aus dieser Erkenntnis ist ganz einfach: „Plane immer genügend Regenerationszeit ein und behandle deinen Kreativakku nicht schlechter als deinen Smartphone-Akku“.
Weitere vorbeugende Maßnahmen, die ich regelmäßig anwende, sind zum Beispiel geplante Offlinezeiten. Jeden Montag mache ich ab 16:00 Uhr Pause vom Web und schalte auch meinen Kopf und meinen Körper komplett auf Regeneration. Mir gelingt das gerade in der kalten Jahreszeit am besten mit einem Gang in die Sauna und einem guten Buch. In der warmen Jahreszeit gehe ich gerne zum Arbeiten in meinen Garten, natürlich ohne Rechner oder Smartphone. Auch das Wochenende ist bei mir in der Regel Regenerationszeit. Klappt das einmal nicht, so plane ich in der Folgewoche eine zusätzliche Auszeit ein.
Kommt es dann doch mal zu einer Schreibblockade, so nehme ich sie einfach an. Das mag vielleicht merkwürdig klingen, aber mir hilft das ungemein. Man kann sich alternativ ja eh nur damit quälen und das verlängert die Blockade eher, als dass sie dadurch gelöst wird. Hilfreich ist hier ein Plan B, der eine andere Tätigkeit einfach vorzieht und mir den Zeitdruck nimmt. Am nächsten Tag ist mein Kreativakku dann bestimmt wieder voll aufgeladen und die Schreibblockade ist Geschichte. Ich weiß, dass dieses Vorgehen nicht für alle Kreativarbeiter reproduzierbar ist. Wer zum Beispiel angestellt ist, dürfte damit schnell Schwierigkeiten bekommen. Auch als Freelancer ist das nicht immer leicht, denn niemand kann größeren Druck aufbauen als man selbst. Daher zum Schluss noch ein kleiner, aber wichtiger Appell von mir: Das Kreativpotenzial ist das wichtigste Kapital eines jeden Schreiberlings – behandeln Sie es entsprechend gut!
„Genügend Zeit ist die beste Prophylaxe“
Marie-Christine Schindler, PR-Beraterin und Buchautorin
Die beste Prophylaxe gegen den Schreibstau ist es, genügend Zeit einzurechnen. Wenn ich vom Auftrag bis zur Abgabe ein paar Tage Zeit habe, dann trage ich das Thema mit mir herum, gehe also quasi damit schwanger. Das ist die Zeit in der ich die Hauptaussagen einkreise, assoziiere und Beispiele suche, vernetze und ordne. Als wir unser Buch PR im Social Web geschrieben haben, waren schon aufgrund des Volumens Schreibstaus nicht zu vermeiden.
Da habe ich mir auf ganz unterschiedliche Weise beholfen: Erst mal etwas Twitter und Facebook lesen und mit der Community plaudern war zwar sehr schön, aber meist wenig effizient. Dennoch konnte ich oft, insbesondere über Twitter, Gedanken austauschen und kam so den entscheidenden Schritt weiter. Gedanken und Ideen fliessen bei mir gut, wenn ich in Bewegung bin, also raus an die frische Luft, mit Notizblock in der Jackentasche, um Stichworte zu notieren. Gespräche helfen mir in jedem Fall, denn einerseits fasse ich dann erst mal in Worte, was ich sagen will und erhalte durch die Antworten und Anregungen eine andere Perspektive.
Und wenn es einfach sein muss? Da hilft nichts: für das Buch habe ich mich oft abends noch mit brennenden Augen hingesetzt und mich ein bis zwei Stunden durch einen Text gequält. Der war dann jeweils soweit brauchbar, als dass er mir am Tag darauf als gute Grundlage die Weiterarbeit massiv erleichtert. Und à propos Bewegung: Der Gang in die Küche und an den Kühlschrank gehört auch immer wieder mal dazu. Auch das ein Mittel, um dem Schreibstau ein Schnippchen zu schlagen.
„Erstmal Ruhe hineinbringen“
Nicole Y. Männl, Beraterin und Bloggerin
Schreibblockade? Die ist eigentlich so gut wie nie vorhanden. Das „Nicht-Bloggen“ liegt meistens an anderen Dingen. Entweder, ich habe zuwenig Zeit zum Schreiben oder ich habe zuviele Themen zum Bloggen. Dann kann ich mich nicht entscheiden, womit ich anfangen soll. Ideen habe ich immer und Langeweile gibt es bei mir nicht.
Was meistens hilft, dass ich mir ein paar Fotos für einen Blogbeitrag heraussuche und diese erstmal (geradezu monoton) auf den richtigen Ausschnitt bringe, eine Tonwertkorrektur erledige, falls nötig und dann in die optimale Größe inklusive Komprimierung ändere. Genau so langweilig, wie sich das liest, ist das auch manchmal und genau das bringt erstmal Ruhe hinein. Wenn jetzt nicht das Telefon anfängt zu klingeln oder eine dringende E-Mail hineinrauscht, dann ist die Konzentrationsphase erreicht, in der ich anfangen kann zu schreiben. Ich nehme dann (die vorsortierten) Fotos in den Artikel und schreibe erläuternde Texte dazu. Also erstmal die Routine-Geschichten erledigen, wenn Fakten und Must-haves dabei sind, diese hineinbringen. Manchmal habe ich mir auch schon vorab Notizen gemacht, diese kopiere ich in den Artikel oder schreibe sie um.
Von nun an wird mich kein Bimmeln oder Piepen mehr davon abhalten, kreativen Text zu schreiben. Am besten alles ausstellen, wenn es geht. Oder knallhart ignorieren. Der Schreibfluss beginnt und nun möchte ich gar nicht wieder aufhören.
So wird mein Artikel fertig!
Luxus wäre, wenn ich gerade in einem kreativen Flow bin, dann auch immer bloggen zu können. Das ist nicht immer möglich. Wenn keine Zeit dafür da ist, schnell einen Texteditor aufgemacht und losgeschrieben. Wenigstens ein paar Sätze notiert oder eine Idee in Stichworten aufgeschrieben. So ging mir das vorhin gerade. Mir fielen (in der Küche) ein paar Dinge ein, die ich unbedingt schreiben möchte. Gegen das Vergessen oder dieses Gefühl „da hast du doch einen tollen Gedanken gehabt, eine super Formulierung und nun ist sie weg“. Schlimm so etwas. Im Auto oder wenn gerade keine Tastatur zur Hand ist, nehme ich mittlerweile schon die Diktierfunktion von meinem iPhone zu Hilfe, wenn mir etwas Gutes einfällt.
Überhaupt: manchmal hemmt einen das Layout eines Artikels. Zuviele Formalien (Überschrift, Tags etc.) müssen ausgefüllt werden. Dann lieber erstmal zum Inhalt übergehen. Redigieren und Sortieren sowie Umstellen kann ich das alles immer noch, wenn ich wieder im WordPress bin. Losschreiben, in einem schlichten Editor, ohne den Anspruch auf Vollständigkeit, mit Fehlern, einfach den Gedanken freien Lauf lassen. Auch eine Möglichkeit. Es kann dabei auch ein ganzer Absatz wieder gelöscht werden (meistens einer der ersten) oder er wird umgeschrieben.
Umgekehrt muss auch öfter mal ein Artikel mit Termin fertig werden. Das geht sogar noch besser bei mir. Ein bisschen Termindruck (nicht zuviel!) ist immer von Vorteil. Sollte also eine Schreibblockade vorhanden sein, dann hilft ein Redaktionskalender. Termine mit sich selber, das hört sich witzig an, funktioniert aber auch ganz gut, wenn man sie wirklich ernst nimmt. Meine Lieblingszeit zum wirklich kreativen Texten ist die Nacht. So gut wie keine Ablenkung, es ist ruhig, alles um einen herum ist dunkel, nur die Schreibtischlampe bringt das nötige Licht, damit die Finger auf der Tastatur tanzen können. Natürlich darf ich noch nicht müde sein. Aber da ich sowieso ein Nachtmensch bin, kommt mir die Stille der Nacht sehr entgegen.
Geschrieben – in einem Stück – um 1 Uhr nachts …
„Mein Trick: Termine setzen“
Maren Martschenko, Markenberaterin und Bloggerin
Mein Problem ist nicht, Ideen für Blogartikel zu finden. Im Gegenteil! Mindestens ein- bis zweimal pro Woche denke ich, darüber müsste ich auch mal schreiben. Oft setze ich gleich zu einem Artikel an, komme aber nicht über Headline und die ersten Sätze hinaus. Weil ich keine Zeit mehr habe, weil mir ein passendes Beispiel fehlt, weil, ich denke, der Text sei noch nicht gut genug, weil… Ich habe nachgezählt: Derzeit habe ich 17 angefangene Artikel abgespeichert, die ich nicht zu Ende schreiben kann – warum auch immer.
Mein Trick, wie ich trotz Schreibblockade zu zwei bis drei Artikeln pro Woche komme, ist Folgender: Gemäß dem Motto „There is nothing more productive than the last minute“ setze ich mir für meine Blogartikel Termine. Diese halte ich in meinem Redaktionsplan fest. Um wirklich sicher zu gehen, dass ich publiziere, kündige ich auch schon mal öffentlich den nächsten Beitrag an.
„Unter Druck arbeite ich am besten“
Romy Mlinzk, Social-Media-Spezialistin und Bloggerin
Meine größte Motivation beim Schreiben ist immer noch die Deadline. Ohne eine Zeit schludere ich gerne vor mich hin und lenke mich mit anderen Dingen ab. Der Druck einer Deadline hilft mir dann, dass ich mich koordiniere, Zeit einplane, hinsetze und schreibe. Blockaden habe ich dann aber eher selten. Wenn mir partout nichts einfällt, dann war schon die Idee für einen Text vielleicht nicht gut.
Dann hilft meist ein langes Bad oder eine heiße Dusche – da kommen mir häufig gute Ideen. Auch ein Glas Rotwein und gute Musik helfen beim Entspannen und somit Nachdenken. Dann benötige ich meist nur noch einen guten Einstieg und der Rest schreibt sich von allein.
Beim Einstieg aber nur nicht zu perfektionistisch sein wollen! Oftmals hilft eine gute Metapher, die man später im Text noch einmal aufgreifen kann, doch sollte man auf den ersten Gedanken vertrauen. Je länger man darüber nachdenkt, desto unzufriedener wird man. Daher: immer auf die erste Eingebung vertrauen, das hilft ungemein.
Doch jeder Satz, der mir zu einem Thema durch den Kopf geht, sollte einmal zu „Papier“ gebracht werden. Nur so kann ich ihn mir noch einmal vor Augen führen. Dann schreibe ich erst meine Gedanken runter, lese mir den Text noch mal, gerne auch laut, vor – dadurch bekomme ich ein besseres Gefühl für die Worte, lese erneut und verfeinere dann. Dies ist vor allen in Social Networks wichtig, wenn ich es mit kritischen Kunden zu tun habe. Da ist es für mich auch gut fürs Seelenheil, alles einmal runter zu schreiben, aber dies dann nicht abzuschicken. Das fühlt sich dann wie einmal ausgesprochen an und dann kann man zur eigentlichen und politisch korrekten Antwort übergehen.
„Aus einem anderen Blickwinkel betrachten“
Renate Eck, Expertin für Referenten
Bei meiner Tätigkeit muss ich häufig unter Zeitdruck griffige und überzeugende Arbeitstitel, Vortragsinhalte oder eine prägnante Vita für Referenten formulieren, um die Konferenzverantwortlichen von der fachlichen Qualität der Speaker zu überzeugen. Das ist oftmals auch die Grundlage meiner Blogthemen, die ich allerdings ohne jeden Zeitdruck verfassen und veröffentlichen kann.
Wenn ich keine aussagefähigen Formulierungen zu Papier bringen kann, notiere ich zunächst einmal drauflos, recherchiere und sammle Ideen mit den groben Vortragsinhalten. Diese Textgrundlage bearbeite ich im nächsten Schritt weiter. Durch das Ausformulieren entsteht mehr Klarheit oder es bleiben Fragen offen. Falls Punkte ungeklärt bleiben, recherchiere ich weiter. Dadurch kann ich das Vortragsthema aus einem anderen Blickwinkel betrachten, neue gedankliche Zusammenhänge sowie frische Ideen generieren und den Text entsprechend ausformulieren.
Erfahrungsgemäß ist es bei einer Schreibblockade immer besser eine, wenn auch zumindest nur kurze Pause oder eine andere Tätigkeit einzulegen. Dadurch kann ich den Text mit mehr Abstand neu betrachten und leichter weiter bearbeiten und termingerecht abgeben. Mein Motto lautet somit, Inhalte sofort notieren, immer recherchieren und rechtzeitig Abstand gewinnen, dann entstehen auch spannende Inhalte.
„Tun! – und Hintergründe bewusst machen“
Ulrike Scheuermann, Schreibcoach und Sachbuchautorin
Es gibt viele hilfreiche Strategien gegen Schreibblockaden auf der Ebene „Tun“ – und dennoch reicht und hilft das nicht immer. Manchmal kommt man nur mit Psychologie weiter. Dazu gleich mehr. Hier erst einmal meine Favoriten auf der Handlungsebene – erprobt in über 15 Jahren Schreibcoaching mit schreibblockierten KlientInnen und in zehn Autorin-Jahren.
Der wichtigste Grundsatz für mich: Motivation entsteht durch Tun. Das allerdings ist einfacher gesagt als umgesetzt, sonst gäbe es ja keine Schreibblockaden. Besonders hilfreich finde ich deshalb eine extrem niedrige Schwelle: Erst einmal nur Schreibdenken – also private Drauflosschreibe-Texte verfassen, die niemand sonst liest, wie etwa Fokussprint, Denkskizze oder Serienschreiben. Die dauern alle nur drei bis fünf Minuten. Dafür aber täglich schreiben, am besten morgens vor allen anderen Tätigkeiten. Nichts vorher lesen: keine schon vorhandenen eigenen Texte „zum Einlesen“, keine E-Mails, keine Rechercheergebnisse. Immer für den nächsten Tag einen erleichterten Einstieg vorbereiten: ein Stichwort, einen Satzanfang, einen Gedanken notieren. Textideen bei anderen Tätigkeiten dokumentieren: ins Smartphone sprechen, auf den Einkaufszettel kritzeln, der Freundin erzählen. Für eine gute Schreibstimmung sorgen, z.B. mit der Stimmungsmacherin auf Knopfdruck Nummer eins: Musik.
Und wenn das nicht hilft? Dann liegt das Problem auf einer tieferen Ebene. Und da ist Bewusstmachen der erste und wichtigste Schritt: Was ist der Hintergrund für die eigene Blockiertheit? Aus meiner Sicht ist das wichtigste Thema bei Schreibblockaden auf dieser Ebene der überhöhte Anspruch. Dort wiederum kann man weiter forschen und tiefer gehen: Warum ist mein Anspruch so hoch, dass ich vor dem Schreiben zurückscheue? Woher stammt dieser hohe Anspruch? War der Mutter eine Zwei unter dem Aufsatz nie gut genug? Daraus machen Kinder leicht Glaubenssätze, die noch heute hemmen: Aus „Streng dich mehr an!“ wird „Es reicht nie, was ich leiste.“ Erst wenn wir ihn bewusst wahrnehmen, können wir ihn verändern. Zum Beispiel beim Nachsinnen über folgende Fragen: „Was würde schlimmstenfalls passieren, wenn mein Buch ein Flop würde?“ „Wer bin ich, wenn ich nichts leiste? Was bleibt?“, „Wie bewerte ich andere Menschen, die unperfekt sind?“
Und in meiner Rolle als Schreibcoach? Da bin ich immer auch Inspiratorin: Wenn ich selbst mit Schaffensfreude schreibe und arbeite, kann ich andere damit anstecken. Und sich mit Schreibfreude anstecken zu lassen ist auch ein Weg aus der Schreibblockade.
Bildhinweis zum Foto von Ulrike Scheuermann: „Die Hoffotografen“
„Wie schaffe ich Schreib-Flow?“
Monika Birkner, Business Transformation Coach und Buchautorin
Meine Antwort zum Thema Schreib-Blockaden lautet: Mir möglichst förderliche Bedingungen für Schreib-Flow zu schaffen. Das ist eins meiner Grundprinzipien: Sich selbst erkennen und die Bedingungen schaffen, unter denen man am erfolgreichsten sein kann.
Schreib-Flow ist ein schwer beschreibbarer Zustand, in dem es fließt und ich selbst überrascht werde vom geschrieben. Nicht immer erreiche ich das. Doch ich kann einiges dafür tun.
Gute Vorbereitung: innerer Fokus, ablenkungsfreie Umgebung, ein Zeitblock am Stück. Auch wichtig: erst schreiben und später überarbeiten.
Unterbrechungen sind der größte Feind. Lösung: Anrufbeantworter.
Dann gibt es plötzliche Störgefühle. Früher habe ich mich zur Fortsetzung des Schreibens gezwungen. Mittlerweile höre ich sofort auf und forsche nach den Gründen. Brauche ich eine Pause? Gibt es etwas, das nicht ganz stimmig ist? In der Regel bin ich nach ein paar Minuten neu im Flow.
Das Schreiben ist eins, das Veröffentlichen ein anderes. Wann ist ein Text „fertig“? Auch hier verlasse ich mich auf meinen inneren Ratgeber. Sehr nützlich finde ich die Vorstellung von „work in progress“. Zu jedem Text kann es Folgeversionen geben.
„Meine Lösung: eine Mind-Map“
Markus Sekulla, Kommunikationsberater und Blogger
Die gemeine Schreibblockade. Anzunehmen, dass sie jedem Schreibenden, egal für welches Medium, schon in die Quere gekommen ist. Ich habe bereits das ein ums andere Mal mit ihr zu kämpfen gehabt. Meine Lösung ist in der Regel eine Mind-Map.
Folgende Vorgehensweise hat sich für mich bewährt: Ich stelle die zentrale Fragestellung ins Zentrum der Zeichnung und schreibe alle damit verbundenen Begriffe und Gedanken auf. Ich empfinde es als leichter einen gesamten Gedankenstrang für einen Blogpost aus einer Mind-Map zu basteln, als wenn ich ihn direkt runterschreibe. Ich habe immer mein kleines Büchlein dabei, in dem ich die Mind-Maps allzeit schwarz auf weiß bei mir trage, was den Vorteil birgt, dass Ideen, die einen weiterbringen können, direkt eintragen werden und nichts vergessen wird. Dieser Vorgang dauert oft mehr als ein paar Tage. In der Regel ca. eine Woche. So kann ich der Schreibblockade präventiv entgegenwirken. Klappt nicht immer, aber häufig.
„Plan muss sein“
Svenja Hofert, Karrierecoach und Buchautorin
Fällt mir etwas ein, schreibe ich los. Und zwar ohne Plan, da Pläne bei mir mit nahezu 100%iger Sicherheit Schreibblockaden auslösen. Ich tue mich auch schwer, wenn ich keinen Draht zu einem Thema habe, z.B. weil ich es profan finde – deshalb mache ich solche Themen erst gar nicht. Selbst wenn sie vielleicht viele Klicks bekämen. So entstand über die Jahre ein eigenes Blogprofil; ich orientiere mich wenig an anderen (wiewohl ich von ihnen lerne!), sondern folge dem, was mich selbst antreibt. Ich glaube, viele hätten weniger Schreibblockaden, wenn Sie sich von innen motivieren ließen und manche Marketingregel vergessen würden.
Bei Büchern geht es leider nicht ohne Plan, was bei mir – Plan muss sein – eher Schreibblockaden auslöst. Das gilt vor allem für „Lese-Sachbücher“, die weitaus höhere Anforderungen an diese schwächere Seite in mir stellen: Strukturierung und Systematik vs. Spontanität und Impulsivität. So ein Buch wie „Meine 100 besten Tools“ ließ sich einfach schreiben, weil die Abschnitte klar sind. Bei Büchern, die über Storytelling auf 200 Seiten und mehr einen roten Faden brauchen, tue ich mich schon viel schwerer. Da habe ich schon geflucht! Und 200 Seiten teilweise komplett neu geschrieben. Mittlerweile versuche ich es mit visuellen Plänen, das geht bei mir besser. Ich denke, es ist überhaupt eine gute Idee, sein Schreiben an persönliche Präferenzen anzulehnen und eigene Strategien zu entwickeln.
Bildhinweis zum Foto von Svenja Hofert: (c) Christine Lutz
„Zwei Ansätze: Wechsel oder Zwang“
Leander Wattig, Berater und Blogger
Wenn ich eine Schreibblockade habe, setze ich auf zwei Ansätze, die ich je nach Bedarf oder Lust einsetzen: Einerseits versuche ich die Blockade durch Abwechslung zu lockern. Das kann einen Wechsel der Themen bedeuten, an denen ich arbeite, da ja bei mir immer viel parallel läuft und auf Abarbeitung wartet. Es kann aber auch einen Wechsel der Tätigkeiten bedeuten, indem ich Erledigungen in der Stadt oder Hausarbeit mache (Homeoffice) oder irgendetwas anderes tue. Der zweite Ansatz heißt Zwang. Oft löst sich eine Blockade, indem man sich zwingt produktiv zu sein, auch wenn die Muse auf sich warten lässt. Am Ende ist Schreiben ja eine Arbeit wie viele andere auch, die einfach Disziplin erfordert. Da heißt es dann: nicht locker lassen und sich durchbeißen.
Bildhinweis zum Foto von Leander Wattig: (c) laudia di Lucia / SIGMA
„7 Tipps gegen das ‚weiße Blatt’“
Meike Leopold, Beraterin und Buchautorin
Jaja, die gute alte Schreibblockade. Damit habe ich täglich zu tun. Nicht nur auf meinem eigenen Blog, sondern auch in der Zusammenarbeit mit meinen Corporate Bloggern. Täglich höre ich die Klage: Mir fällt nix ein! Meine 7 Tipps gegen das „weiße Blatt“:
- Loslassen: Ein Thema spukt im Hirn herum, aber irgendwie fehlt der Aufhänger oder der rote Faden? Auf keinen Fall weiterbohren, wenn auf Anhieb nichts geht. Der Suchbefehl im Hirnstübchen läuft garantiert – sozusagen im Hintergrund. Und irgendwann legt sich der Schalter von selbst um!
- Sanfter Druck: Ich bin seit einigen Monaten Iron Blogger und habe seitdem erst eine Woche ausgelassen. Warum das Prinzip funktioniert? Weil das Bloggen in der alltäglichen Hektik immer mitgedacht wird. So ist der persönliche Themenradar immer auf Sendung.
- Gute Planung: Jeder kennt seine beruflichen und persönlichen „Milestones“, die einen Blogbeitrag wert sind. Einfach bei einem Glas Wein am Wochenende die Termine und Anlässe der kommenden Wochen oder Monate im Kalender eintragen und regelmäßig draufschauen.
- Stehsatz: Eine fortlaufende Ideensammlung führen – am besten mobil in der Notizen-App oder auf Evernote. So lässt sich die Liste jederzeit ergänzen und hilft im Notfall bestimmt.
- Recherche: Andere Blogs oder Newsseiten abonnieren – etwa über Feedly – und regelmäßig querlesen. So wird man nicht nur auf interessante Themen oder Beiträge aufmerksam, sondern bekommt auch die Chance, sich besser mit anderen Blogs über Backlinks zu vernetzen.
- Blogparade: Wenn gar nichts mehr geht, bringt‘s die bestimmt. Denn das Thema ist schon mal von anderen vorgegeben. Man muss sich nur dranhängen.
- Hausfrauen-Test: Hilft nicht nur beim Text- sondern auch beim Themencheck. Einfach Familie, Freunde oder Kollegen fragen, wie sie ein bestimmtes Thema finden, was ihnen dazu einfällt oder ob sie überhaupt ein Thema haben, über das sie gerne mehr erfahren würden.
„Eine schnelle Runde laufen“
Dr. Kerstin Hoffmann, Kommunikations- und Strategieberaterin, Vortragsrednerin, Buchautorin
Die Zeitungsredaktion, in der ich zu Beginn meiner Laufbahn, noch während des Studiums, arbeitete, war eine ebenso gute wie harte Schule. Da kam ich manchmal um 18.30 Uhr vom Termin, und eine halbe Stunde später musste der bereits geplante und fest ins Layout eingebaute Artikel fertig sein. Da habe ich gelernt, einfach loszuschreiben und, auch wenn manchmal eben nicht der große textliche Wurf gelang, wenigstens nicht unter einen bestimmten Standard zurückzufallen. Heute setze ich mich einfach morgens an den Schreibtisch, lege den Schalter um und texte los. Wenn es nicht gleich fließt, schreibe ich eben erst einmal irgendetwas – bis es dann irgendwann doch von selbst läuft.
Gleichwohl gibt es Tage, an denen ich zig Entwürfe verwerfe und nie zufrieden bin. Interessanterweise wird der nächste Text umso schwieriger, je besser der vorige gelungen war und je besser er angekommen ist. Weil dann oft die Angst mitschwingt, hinter diesen Erfolg zurückzufallen. Wenn es mal wirklich stockt, gehe ich eine schnelle Runde laufen, und dabei habe ich dann meistens die zündende Idee.
Würde ich jeden Tag unter Blockaden leiden, hätte ich ein echtes Problem. Die Routine des täglichen Schreibens sowie meine bis heute große Freude daran machen es mir leicht, immer wieder den Dreh zu kriegen. Was daher sehr hilft, ist das regelmäßige, häufige Bloggen, denn bei eigenen Projekten und Texten kenne ich gar keine Schreibblockade.
Ach, und übrigens: Die Idee zu diesem Beitrag kam mir, als ich eigentlich dringend eine andere, sehr schwierige, komplexe Konzeptions- und Schreibaufgabe hätte erledigen müssen. Ich habe dann erstmal die ersten fünf Kolleginnen angesprochen und mich mit Begeisterung der hier vorliegenden Sammlung gewidmet … ;) (Die andere Aufgabe habe ich dann außerplanmäßig am Sonntag fertiggestellt.)
- In 7 Phasen zum Corporate-Influencer-Programm (7): Ausbauen, Verstetigen, Weiterentwickeln - 6. November 2024
- In 7 Phasen zum Corporate-Influencer-Programm (6): Rollout – Erfolge sehen - 30. Oktober 2024
- In 7 Phasen zum Corporate-Influencer-Programm (5): Durchstarten mit dem Piloten - 23. Oktober 2024
Sehr schöner und hilfreicher Artikel, Kerstin & Alle! Beim Durchlesen der Überschriften oben hatte ich auch meine Strategie im Kopf – dann kam Dein Tipp: Laufen. Denn genau das hätte ich auch gesagt. Laufen öffnet bei mir auch alle Kreativkanäle! Ich probier auch gerade andere Taktiken, wie z.B. Meditation aus :D
Herzliche Grüße
Sabine
Danke für die tollen Beiträge! Präventives Vorgehen: Ich musste zunächst herausfinden, wann meine „Schreibzeiten“ sind. Zu diesen Zeiten nehme ich mir nichts vor – nur das Schreiben.
Viele Grüße!
Liebe Kerstin Hoffmann,
vielen Dank für die schöne Idee und die interessanten Einblicke!
Ich würde gern meine Strategie zum Umgang mit Schreibblockaden ergänzen, die da wäre:
Ich erlaube mir, nicht zu schreiben.
Wenn ich merke, es flutscht nicht, ich sitze am Rechner und jedes Wort quält sich, lasse ich meinen inneren Dialog beginnen. Zwischen der Verlässlichen, der kundInnenorientierten Dienstleisterin, der Schreiblust und der dem-Lebensfluss-Vertrauenden.
Und wenn „die mit dem Lebensfluss“ sagt: „Hey, es kann gar nicht gehen, wenn du dich zwingst. Schreib einfach gar nicht und gut.“ erteile ich mir die Erlaubnis, nicht zu schreiben. Ich melde mich aus meinem Blog ab und mache was ganz anderes. Und siehe da: ich werde dadurch so entspannt, dass bald die Schreiblust sich wieder meldet…
Herzliche Grüße
ina machold
Ich bin Coach und Betreiberin eines Webportals und muss ganz unterschiedliche Texte schreiben.Schreibblockaden kenne ich auch immer wieder und ich finde es schön, hier so ganz unterschiedliche Ansätze zu lesen und zu erkennen, wie unterschiedlich und doch auch ähnlich man mit Schreibblockaden umgehen kann. So wird ganz klar: Den einen richtigen Weg gibt es nicht, sondern jeder muss für sich selbst den richtigen herausfinden.
Vielen Dank für diesen vielfältigen Beitrag!
Sehr schöne Tipps von tollen Leuten. Danke für das Zusammentragen, Kerstin. Daumen hoch.
Da ich gerade an den letzten 13 Prozent meines dritten Buchs sitze, kommt der Artikel wie gerufen. Der wichtigste Tipp von mir ist immer das Schreiben was von Innen kommt, Twitter abschalten und einen Ort aufsuchen, der die Wörter zum Sprudeln bringt.
Gerade bei einem Buch mit Abgabeplan, ist es für mich immer recht hilfreich gewesen eine visuelle Zielerreichungsskala nebenher laufen zu haben, um zu sehen, dass eine Schreibblockade auch einfach der Aufruf zum Feierabend (Kreativakkuaufladen) sein kann und gar nichts schlimmes passiert, wenn’s heute mal nicht weitergeht. Am anderen Tag wirds eh wieder aufgeholt.
Grüsse an den Niederrhein aus Wien
der MiSha
Ich bin ein Fan davon, den Kopf freizubekommen. Sport, die Dusche oder das Glas Rotwein (am besten in dieser Reihenfolge) helfen dazu. Aber auch ein Kaffee, ein Stück Schokolade (unbedingt mit Kollegen).
Unter Druck setzen, hilft mir überhaupt nicht. Wenn das Hirn voller Stresshormone ist, ziehen die kreativen Gedanken in eine andere Galaxis. Dann lieber genügend Zeit einplanen und einen Tag früher fertig werden mit dem Text.
Danke! Gerade jetzt brauchte ich diesen Artikel, um zu merken, dass ich nicht alleine bin. ;) Seit Tagen legte sich eine Schreibblockade auf meine Arbeit. Gestern rang ich mich durch, heute las ich diesen Beitrag und konnte ermutigt den Text von gestern nochmals überarbeiten und endlich endlich abgeben! In vielen Strategien fand ich mich wieder. Andere Experten gaben gute neue Tipps. Super Zusammenstellung!
Danke für diesen Artikel, ganz besonders für das Zusammenstellen von 22 interessanten Stimmen der deutschsprachigen Writers Community :-)
Eine kleine Ergänzung aus schreibpsychologischer Sicht:
Schreibblockaden sind positive Meilensteine bei der Weiterentwicklung der eigenen Schreibkompetenz, sagt Keith Hjortshoj (Hjortshoj, K. 2001. Understanding Writing Blocks. New York: Oxford University Press.). Mehr dazu in meinem Blogbeitrag http://schreibstudioblog.wordpress.com/2013/10/14/schreiben-ist-weiter-lernen/
Es ist doch sehr beruhigend zu lesen, dass auch die „alten Hasen“ mit denselben Problemen kämpfen. Den „Horror vacui“ gibt es eben nicht nur in der Malerei.
Viele Grüße
Martina Cwojdzinski
Auch eine Strategie: Die Ansprüche senken.
http://www.threelane.net/2013/beim-texten-den-einstieg-finden/
Danke für die vielen Ideen und Anregungen, den Artikel werde ich gleich auf meinen Twitter account setzen.
Hier noch ein paar persönliche Erfahrungen:
Mein erster Artikel für ein größeres Magazin, ich sitze am Schreibtsich und plötzlich taucht der Satz auf: „Das lesen setzt bald tausende Menschen und die werden a l l e an den Chefredakteur schreiben und sich über den Artikel beschweren.“ – Mein Herz rast, die Katastrophe rollt auf mich zu. Schreibe ich weiter, rufe ich an und sage ab, oder was?
Das war und ist (m)eine Lösung:
1) Ich höre auf zu schreiben.
2) Ich stehe auf, atme tief durch und spüre meine Füße unter dem Boden.
3) Ich treffe eine bewusste Entscheidung und sage zu mir: Nein, diesen Gedanken will ich nicht weiter denken.
Dann beginne ich nach realistischen Alternativen zu suchen. So was wie: „Vielen wird der Artikel gefallen, die reagieren aber meist nicht so heftig. Die wenigen Kritiken werde ich mit etwas Abstand prüfen und zum Lernen nutzen.“
Nach 10 Minuten gings weiter. Der Artikel wurde gerade zum zweiten Mal veröffentlicht;).
(…Schreibblockaden sind positive Meilensteine bei der Weiterentwicklung der eigenen Schreibkompetenz, sagt Keith Hjortshoj“ – danke Frau Vedral)
Für größere Werke habe ich immer mehrere „Textcoaches“ im Hintergrund. Professionelle und critical friends. Ich bin nie alleine, das entspannt.
Wer über die Blockaden trotz aller Tipps nicht hinweg kommt: EMDR könnte hilfreich sein. Wer mehr wissen möchte, einfach googlen oder gerne auch eine E-Mail schreiben.
Viele Grüße,
Monika Müller
Obwohl ich viel schreibe und blogge, kenne ich gar keine Schreibblockade. Vielleicht, weil ich nur Themen schreibe, die mich interessieren. Käme mal eine Blockade, würde ich vermuten, dass ich entweder dazu nichts schreiben will oder nichts zu sagen habe.
Schöne Punkte. Einfach mal über den Tellerand geschaut. Wenn die eigene Strategie gegen die Schreibblockade mal nicht hilft, hier habe ich nette Tipps gefunden!
Der Schriftsteller Martin Suter antwortete bei einer Lesung, auf die Frage nach Schreibblockaden: „Die kann ich mir (in finanzieller Hinsicht) nicht leisten.“
Seine Antwort gefällt mir bis heute sehr gut, weil ich sie als so angenehm bodenständig wie solide geerdet empfinde. Was braucht jedes textliche Genre: das Handwerk. Es schafft die wenig spektakuläre aber stets verlässliche Startrampe, gebildet aus einem „Worüber will ich schreiben, wie will ich das umsetzen, welcher Zeitrahmen steht mir zur Verfügung…“ Auf diesem erdigen Fundament kann jederzeit alles gedeihen, das Geplante, wie auch gänzlich neuartig überraschende Gewächse.
Brainstorming und Mind Mapping sind auch die Methoden meiner Wahl.
Ich habe noch Zeit? Dann koche ich erstmal was Aufwendiges. – Klappt fast immer.
Ich bin unter Termindruck? Dann quäle ich mich. – Ergebnisse, die mich unzufrieden machen, gefallen beglückenderweise dennoch den Kunden fast immer.
Tolle Sammlung, danke schön! Zugegeben, ich schreibe nicht, um damit mein Geld zu verdienen sondern im Blog, Rezensionen oder versuche mich in meiner Schreibgruppe. Daher habe ich es gar nicht mit einem derartigen Blockade-Gespenst zu tun. Mir kam gerade der Gedanke, dass eine andere Bezeichnung helfen könnte anstatt der Blockade? Vielleicht Ruf nach Auszeit oder auch Hugo, der Streuner, der mich einlädt, einfach mal die Seele baumeln und sich selbst durch das herrliche Leben treiben zu lassen. Oder vielleicht ist es auch der innere Wertebeauftragte, der nachfragt, was zum Teufel ich denn da vorhabe? Oder die Seite in mir, die mich aus dem Kopf und Schreiberleben hinunter auf den Boden des Moment, in Balance und die sinnliche Welt bringen möchte. Und nochmals gesagt, wirklich richtig gute Tipps aus der Praxis, die ich mir aufheben werde. Danke schön!
Eine tolle Sammlung – da dürfte für jeden was dabei sein.
Bei mir selbst helfen verschiedene Ansätze:
– sich durch andere Inspirieren lassen
– einfach drauf los schreiben – sortieren und strukturieren kann man später, die Lust am Schreiben kommt dann ganz automatisch
– über Insellösungen nachdenken und diese so gut wie möglich beschreiben
– von eigenen Erfahrungen berichten und Zusammenhänge sichtbar machen
… es gibt viele Möglichkeiten, schreiben zu müssen ist jedoch für mich keine Lösung.
Klaus
Hallo, das ist wirklich eine umfangreiche Auflistung mit guten Hinweisen. Ich kenne das auch, manchmal sitzt man da und nichts geht.
Die Anregungen werde ich in zukunft umsetzen.
Viel spaß weiterhin.
Gruß
Christian
Hallo in die Runde,
ich bin selbst Fachbuchautorin, verfasse oft Fachartikel und sitze momentan an 4 verschiedenen Entwürfen für vier versch. Themen, die irgendwann als Buch beendet sind.
Mein Tipp lautet: ein Mind Map machen. Beim ersten Buch hing vor vielen Jahren etwa 3 Monate ein anfangs leeres Pinwandpapier an der Wand. Wann immer ich Ideenblitze hatte, ordnete ich diese in das immer voller werdende Mind Map ein. Für mich ist es einfach, denn ich habe es gelernt, wie das richtige MM geht, zumal ich damit auch mein Geld verdiene: es anderen Menschen zu vermitteln.
Nach etwa 3 Monaten war meine Sammlung fertig und ich konnte in dann drei Wochen in einem Stück das Buch formulieren.
Mit Abstand auf das MM geblickt, merkt man auch schnell, ob die Gliederung und die Logik „rund“ sind.
Wenn ich Artikel schreibe, dann gehe ich ähnlich vor, nur dass ich bei mir immer einen lütten Block führe, auf den ich Formulieren schreibe oder inhaltliche Stichwörter. Gerade beim Gehen oder unterwegs entwickeln sich bei mir die besten Ergebnisse. Sitzend vor einem Block oder dem Mac bestimmt nicht! Wenn ich wieder zu Hause bin, dann fülle ich damit das MM.
Also mein Tipp zusammengefasst: langsam gehen und warten, welche Ideen kommen. Diese in Stichworten festhalten, später in ein MM übertragen. Bei einem Buch ein Riesenformat-MM an der Wand und gerne paar Wochen Zeit geben für gute Inhalte. Toi, toi, tou!
Mich überfällt gerne eine Schreibblockade, wenn mir zu viele Themen im Kopf herumschwirren und ich über viele Dinge gleichzeitig schreiben will, weil ja augenscheinlich alles grad wichtig ist. Da bleibt die Konzentration auf ein bestimmtes Thema total auf der Strecke.
Mir hat es geholfen, eine Liste mit den Themen und entsprechenden Stichworten anzulegen, die ich immer wieder ergänze, wenn sich ein „wichtiger“ Gedankengang anschleicht. Danach habe ich eine Gewichtung der Themen vorgenommen und somit meine persönliche Prioritäten festglegt.
So habe ich Druck rausgenommen, den Kopf etwas frei bekommen und es ist nichts verloren gegangen. Und mit dem Schreiben klappt es auch schnell wieder…